19.06.2023

Trinken Frauen anders als Männer?

Für meine Doktorarbeit läuft gerade eine neue Umfrage. Hier möchte ich Dir jetzt erzählen, warum ich sie wissenschaftlich betrachtet für relevant erachte – und was Du als Teilnehmer:in davon hast, dabei mitzumachen.

1. Du trägst dazu bei, dass wir mehr verstehen

Diese Umfrage soll dazu beitragen, besser zu verstehen, welche psychosozialen Faktoren bei der Entwicklung von Alkoholproblemen eine Rolle spielen. Den Anlass dazu gaben Fragen, die ich im Zuge von Interviews immer wieder gestellt bekam: Trinken Frauen anders als Männer? Trinken jüngere Generationen anders als ältere? Passen Frauen ihr Trinkverhalten einfach dem der Männer an? Ist der steigende problematische Alkoholkonsum, den wir vor allem bei jungen Frauen beobachten können, also schlichtweg eine Folge zunehmender Gleichberechtigung? Oder steckt noch mehr dahinter?

Bei meinen Recherchen stieß ich auf Studien, die Teilerklärungen lieferten. Im Fokus dieser Studien standen Faktoren wie Mehrfachbelastung, Rollenerwartungen, Stigma, psychische Erkrankungen und Gewalterfahrungen. Ich las und las und las und hatte das Gefühl, vor einem großen Puzzle zu sitzen. Hin und wieder passt ein Puzzlestück zu dem anderen, aber ein großes Bild ergibt sich für mich noch nicht. Mit meiner Umfrage möchte ich dazu beitragen, es irgendwann zu erkennen. Sie dient also zum einen der Befriedigung meiner persönlichen Neugier, haha. Aber ich verspreche, sie wird auch wissenschaftlich Relevantes zutage befördern. 🙂

2. Du trägst dazu bei, dass wir besser helfen können

Bei wissenschaftlicher Forschung geht es immer darum, Phänomene zu verstehen. Das Leben zu verstehen. Oft ist dieses Streben nach Erkenntnis gepaart mit dem Anspruch, daraus einen Nutzen abzuleiten. Beispiel: Alexander Fleming entdeckt, dass ein Schimmelpilz Bakterien abtötet. Aus dieser Erkenntnis entsteht Jahre später das erste Antibiotikum.

Ich möchte mit meiner wissenschaftlichen Arbeit ebenfalls dazu beitragen, dass wir einen konkreten Nutzen aus den Ergebnissen ziehen können. Bei der aktuellen Umfrage bedeutet das: Wenn wir besser verstehen, warum Menschen ein Alkoholproblem entwickeln, können wir Betroffene anders ansprechen, früher ansprechen. Und wir können ihnen gezielter helfen, indem wir Hilfsangebote weiterentwickeln.

3. Du trägst dazu bei, Dich selbst besser zu verstehen

Das Coole an meiner aktuellen Umfrage: Die Fragen sind echt interessant und vielleicht hast du bei der ein oder anderen sogar ein „Aha-Erlebnis“. Manche, die bereits teilgenommen haben, schrieben sogar, dass es sich für sie wie eine „Therapiestunde“ angefühlt hat. Andere schrieben, die Fragen seien super, um zu reflektieren und dass allein ihre Beantwortung dazu führte, dass sie gewisse Dinge einordnen konnten. Wieder andere schrieben, dass ihnen beim Ankreuzen nochmal bewusst wurde, warum es sich so lohnt, nüchtern zu sein. Mir selbst ist beim Ausfüllen nochmal bewusst geworden, wie krass ich mich in den letzten Jahren verändert habe. Und wie glücklich ich darüber bin.

So kannst Du mitmachen

Ich wäre Dir sehr dankbar, wenn Du Dir die Zeit nimmst, die Umfrage ebenfalls auszufüllen – falls Du das nicht bereits getan hast. Die Antworten werden komplett anonymisiert, d.h. es wird keine Möglichkeit geben, sie mit Dir in Verbindung zu bringen.

Solltest Du nicht selbst betroffen sein, aber im Suchthilfebereich arbeiten: Mein Team und ich haben einen Flyer erstellt. Vielleicht kannst Du ihn in Deiner Praxis/ Klinik/ Suchtberatungsstelle aushängen. Oder ihn jemandem in die Hand drücken, der oder die vielleicht gern mitmacht. Ich suche explizit auch nach Männern, die teilnehmen. Herzlichen Dank bereits im Voraus, hier findest Du den Link zum Flyer.

Ich werde Dich in meinem Newsletter und Blog auf dem Laufenden halten, was die Ergebnisse angeht.


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