17.04.2023

Matthias: „Steigerung von alleine trinken“

Einer meiner Programmteilnehmer hat neulich in der OAmN-Onlinegruppe einen Beitrag veröffentlicht, der meinem Team und mir unter die Haut gegangen ist. Weil Matthias‘ Geschichte so krass veranschaulicht, wie gut sich Alkoholsucht als Freund und Seelentröster tarnen kann. Aber auch, weil sie die positiven Veränderungen zeigt, die mit der Abstinenz einhergehen können.

Ich freu mich riesig, dass ich den Beitrag und die dazugehörigen Fotos heute mit Dir teilen darf:

Matthias

Kleine traurige Geschichte – oder: die Steigerung von “alleine trinken”. Ende 2021 habe ich mir auf Grund der vielen Corona Lockdowns eine eigene Kellerbar namens “Lock Down Bar” bauen lassen. Schon diese Tatsache alleine ist krank. 🙈 Diese habe ich dann ein Jahr lang durchschnittlich ca. zwei- bis dreimal wöchentlich ausführlich “besucht”. Manchmal mit Freunden, aber meist alleine. Meiner Frau habe ich weisgemacht, dass dies doch super ist. Denn so komme ich nicht mehr nachts oder in den frühen Morgenstunden sturzbetrunken nach Hause – nicht wissend, wo ich in den letzten Stunden war und was ich wieder gemacht habe. Selbst meine Frau hat es als Vorteil gesehen, dass sie wenigstens weiß, wo ich bin, wenn ich in der Kellerbar alleine Party mache.

Zu meinem 50. Geburtstag im letzen Dezember habe ich dann von unserer Haushaltshilfe, wie es hier so Tradition ist, eine lebensgroße Puppe von mir selbst in diese Kellerbar gestellt bekommen. Ein paar Tage nach meiner Geburtstagsfeier habe ich dann diese Puppe mit einer Flasche und einen Glas an den Tresen gesetzt und hatte dann somit immer einen Trinkpartner. “Horst”, wie ich ihn damals noch liebevoll genannt habe. Stolz habe ich an Freunde und Trinkkumpanen Fotos versendet, die mich beim Feiern mit meinem neuen Freund zeigen:

Mann, mann, mann, unglaublich. Unsere Haushaltshilfe hat die Puppe im Januar Gott sei Dank wieder mitgenommen. Seit dem 10. Januar bin ich nüchtern. Wenn ich heute die Fotos betrachte, überkommt mich ein gruseliger Schauer. Ich sehe meine Alkoholsucht an meiner Seite grinsen, und sie hat meine Gestalt angenommen…

Am 15. Januar habe ich mit OAmN begonnen und sehe Tag für Tag mehr, wie krank meine Einstellung zu Alkohol war und wie sehr er mich manipuliert hatte. Ich bin so dankbar für die Hilfe, die ich durch OAmN erfahren habe und werde alles daran setzen, dem Alkohol nie wieder eine Chance zu geben, wie ein Parasit in mich einzudringen.



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