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30.01.2023

Katrin: „Alkohol war meine Medizin“

In den letzten Jahren ist die Zahl der Berufstätigen in Deutschland gestiegen, die von zuhause aus arbeiten. Erst, weil sie’s auf Grund der Coronabeschränkungen mussten – mittlerweile auch, weil sie’s dürfen. Und so vielfältig die Vorteile sind, die Homeoffice mit sich bringt: Es kann schnell passieren, dass die Grenzen zwischen Privatem und Beruflichem verschwimmen. Und dass diese Entgrenzung aus dem gelegentlichen „Feierabendbierchen“ einen regelmäßigen „Mittagstrunk“ werden lässt. Und dass Du auf diese Weise in eine Abhängigkeit schlitterst.

So ging es auch meiner Podcasthörerin Katrin, deren Geschichte ich heute mit Dir teilen darf:


Warum lohnt es sich, nüchtern zu sein?

Katrin

Vor einem Jahr habe ich bei der Laufrunde den Wissen Weekly Podcast über Alkohol gehört und hatte ein Aha-Erlebnis sondergleichen. Was?? Es gibt noch mehr Frauen wie mich, die sich nicht vorstellen können, was andere Menschen abends zuhause ohne ein Glas Wein machen? Es gibt junge, gebildete Frauen, die ein Problem mit ihrem Konsum haben und das offen aussprechen?

Ich ahnte nicht mehr, sondern wusste zu diesem Zeitpunkt definitiv, dass es mit meinem eigenen Alkoholkonsum so nicht weitergehen kann. Ich hatte seit dem Studium regelmäßig, gerne und viel getrunken – zweimal unterbrochen durch Schwangerschaft und Stillzeit. Außerhalb davon musste die Flasche Wein am Abend zur Entspannung einfach sein. Familienfeiern waren eh nur mit Alkohol zu ertragen. Und wenn man mit zwei Kindern mal in die Verlegenheit kam, abends wegzugehen, war das ein willkommener Anlass, um noch ein bisschen mehr zu trinken.

Die Pandemie mit Homeoffice und geschlossenen Kindergärten hat das Ganze noch verschärft. Meistens habe ich mittags schon eine halbe Flasche Wein getrunken und abends kommt man mit der anderen halben Flasche auch nicht weit. Ich redete mir immer ein, dass andere in meiner Situation Antidepressiva nehmen, um nicht durchzudrehen. Der Alkohol war eben meine Medizin. Trinkregeln funktionierten nicht, die Gedanken drehten sich nur noch um die Beschaffung von Wein und die Entsorgung von Altglas. Bei Familienbesuchen hatte ich eine Flasche umgefüllt im Gepäck, zuhause gab es die offene “offizielle” Flasche und die Zweitflasche im Regal. Ich wusste, dass es so nicht weitergehen kann. Ein regulärer Arzttermin zum Checkup stand an und ich hatte mir überlegt, das Problem bei der Ärztin anzusprechen und um Hilfe zu bitten. Voller Scham und Unfähigkeit, in Worte zu fassen, wie es mir geht und wie groß mein Problem ist.

Nach dem Podcast (Sonntag) kam der Montag, den ich im Homeoffice ohne Kinder verbrachte. Aber viel gearbeitet habe ich an dem Tag nicht. Ich habe nach der Offenbarung vom Vortag alle Podcastfolgen von OAmN durchgehört, habe die Webseite durchforstet und den Test zu meinen Trinkgewohnheiten gemacht. Ausschlaggebend war dann der Tipp am Ende der Auswertungsmail: Bleib heute mal nüchtern. Nur heute. Mehr muss es erstmal gar nicht sein. Morgen kümmerst du dich um morgen. Heute um heute. Und heute bleibst du nüchtern.

Ich bin an diesem Tag nüchtern geblieben. Und die nächsten 364 auch. Und ich bin so, so dankbar.

Ich möchte das nicht mehr. Ich bin froh, dass ich es nicht mehr muss. Ich bin erleichtert, dass ich mir nicht vorsichtshalber zwei Flaschen beim Einkauf mitnehmen muss, um über den Abend zu kommen. Ich muss nicht abends nochmal zum Späti, weil eine Flasche doch nicht reicht. Ich muss nicht Wein in Plastikflaschen umfüllen, um auf Reisen genügend abzubekommen. Ich muss nicht Wein aus Tassen trinken, wenn Besuch da ist. Ich kann zum Arzt fahren, sollte ein Notfall sein. Ich kann auch abends ans Telefon gehen, weil ich nicht lalle. Wenn mich die Kinder abends brauchen, kann ich mich unterhalten und meine Gedanken klar äußern – ohne schleppend zu sprechen oder nach Wein zu riechen. Ich muss nicht alle zwei Tage zum Flaschencontainer. Ich bin so viel freier.

Danke.


Wenn Du noch mehr Inspiration und Klick-Momente möchtest, schau gern mal auf meinem YouTube-Kanal vorbei. In Teil 2 meiner Serie über die Marketingtricks der Alkoholindustrie spreche ich über die Lüge vom Genusstrinken, die uns die Alkohollobby seit Jahrzehnten auftischt. Und falls Du Dich immer wieder fragst, warum es Dir einfach nicht gelingt, ‚maßvoll zu trinken‘ – in meinem Video bekommst Du ein paar aufschlussreiche Antworten.


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