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19.09.2022

Naddie: „Zeit, die Dinge zu verändern“

Vielleicht hast Du schon mal folgendes Zitat gelesen: „Die Definition von Wahnsinn ist es, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“ Und je nachdem, wo Du es gefunden hast, stand als Quelle vermutlich wahlweise Einstein, Benjamin Franklin oder ‚altes chinesisches Sprichwort‘ drunter.

So ganz klar ist die Herkunft nicht. Ist aber auch nicht so wichtig, denn weniger wahr wird die Aussage dadurch nicht. Wenn Du seit Jahren unglücklich mit Deinem Trinkverhalten bist und nichts Grundlegendes daran änderst, dann ist die Chance ziemlich klein, dass Du morgen auf magische Art und Weise Deinen Konsum im Griff hast.

Eine echte Veränderung kam für viele meiner Programmteilnehmerinnen und -teilnehmer dann, als sie den Alkohol ganz weggelassen haben. Und ich darf heute mit Dir teilen, was mir Christina, Susan und Naddie dazu geschrieben haben:


Warum lohnt es sich, nüchtern zu sein?

Christina

Gut sieben Wochen bin ich jetzt nüchtern, nach 35 Jahren (vielleicht waren es auch 40) mit regelmäßigem Alkoholkonsum. Ich bin 65 Jahre alt und kann nicht mit dramatischen Geschichten aufwarten von Blackouts, geschädigten Mitmenschen, verlorenen Sachen und peinlichen Auftritten. Mein Konsum war unauffällig, leise, häuslich. Es gab auch immer wieder Zäsuren von Tagen oder Wochen, aber insgesamt war Alkohol der normale Begleiter am Abend – so eine halbe bis eine ganze Flasche Wein, bei großen Festen vielleicht auch mal etwas mehr. Und schleichend war er eben nicht mehr Begleiter, sondern wurde auf subtile, schwer fassbare Art Ziel des Tages. Alles andere wurde irgendwie irrelevanter, war eher Zeitvertreib als Ziel, eher Durchhalteanlass als Freude, irgendwie nicht richtig mein Leben. Ich habe nie verstanden, warum ich immer das Gefühl hatte, nicht richtig angekommen zu sein. Nicht aus meiner Kraft zu leben, nicht mein Potential zu entfalten, immer auf der Suche zu sein.

OAmN hat in mir zum ersten Mal die Vorstellung geweckt, dass der Alkohol Auslöser statt Heilmittel meiner schwierigen Stimmungen sein könnte. Und dass Nüchternheit sich gut anfühlen könnte. Das war eine unglaubliche Motivation für die ersten 30 Tage.

Susan

Vor etwa einem halben Jahr war ich frisch nüchtern und habe den Sommer noch sehr kritisch betrachtet. Wie sollte das gehen? Keinen Wein auf der Terrasse, keinen Alkohol im Urlaub und an den Wochenenden? Auch dann nicht, wenn wir mit dem Wohnmobil unterwegs sein sollten? Es fühlte sich unvorstellbar an, habe ich doch gerade in unseren Wohnmobil-Zeiten oft schon morgens angefangen zu trinken. Heimlich, wenn mein Mann Brötchen geholt hat oder noch eine Runde mit dem Rad drehen wollte. Selbst, wenn er nur an der Tankstelle zum Bezahlen rein ist, habe ich die Gelegenheit genutzt.

Jetzt waren wir am Wochenende wieder unterwegs. Und da ist nichts mehr von Angst, Unsicherheit, Verlangen – sondern nur noch Freude darüber, dass ich es nicht mehr muss und brauche. Ich kann nicht sagen, wie geil es sich anfühlt und wie sehr ich mich darüber gefreut habe. Kein Versteckspiel mehr. Keine verzweifelten Bemühungen, mit Mundwasser und Hustenbonbons meinen Atem zu neutralisieren. Nix Trigger, nur echte Lebensfreude. Dieses Gefühl wünsche ich jedem von Herzen.

Naddie

Sechs Monate sind es heute! Von der Erkenntnis, dass ich mich umbringe, wenn ich weiter trinke – zur Erkenntnis, dass ich mich tatsächlich selbst liebe und wertvoll bin. Ich habe mich wiedergefunden und genieße es, bei mir zu sein. Viele Kilos weniger auf der Waage, Sport ohne Ende – zwei Kleidergrößen sind einfach weg. Aber viel wichtiger: ich lache wieder, mache wieder Unsinn, kann so oft so viel besser schlafen, habe auch mal wieder schöne Träume. 🥰 Ich fälle wieder Entscheidungen und erarbeite Ziele im zackigen Tempo. Ich kann mich fühlen, Glück fühlen, Liebe fühlen. ❤️ Der Satz „du darfst damit aufhören” hat bei mir ein Meer von Emotionen ausgelöst – samt der Erkenntnis, dass es Zeit war, die Dinge zu verändern.


In meiner aktuellen Folge „Gesichter hinter der Sucht“ stelle ich Dir diesmal die wunderbare Eva vor. Sie trank, um die heftigen Symptome ihrer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung kurzzeitig zu betäuben. Wie sie es aus der Sucht geschafft hat, erzählt sie Dir im Video.


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