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23.05.2022

Lisa: „Wie vom Blitz getroffen“

Als ich noch getrunken habe, fragte ich mich permanent, was ich tun muss, um endlich glücklich zu werden. Habe alle möglichen Lebensentwürfe ausprobiert und wurde dabei immer unglücklicher. Bis ich erkannt habe, dass Alkohol der Faktor in meinem Leben ist, der mich so unzufrieden macht.

So ähnlich ging es auch einer meiner Programmteilnehmerinnen. Ihre Geschichte darf ich heute mit Dir teilen:


Lisa

Ich werde übermorgen meinen 32. Geburtstag feiern. Ein für mich so besonderer Tag in vielerlei Hinsicht: Es wird mein erster nüchterner Geburtstag, seit ich 15 bin und zugleich ist dann, wie es der Zufall will, mein “Abstinenz stabilisieren” Programm zu Ende. Ich bin nun über drei Monate nüchtern. Das letzte Mal so lange nüchtern war ich, bevor ich den ersten Schluck Alkohol getrunken habe. Das ist immer noch so erschütternd für mich und gleichzeitig macht es mich unfassbar stolz.

Ich werde nie den Morgen im letzten Februar vergessen, an dem ich mich dazu entschieden habe, nüchtern zu werden. An dem ich aufgewacht bin mit Ekel vor mir selbst, weil ich wieder mal abends viel zu viel getrunken hatte – wo ich mir doch eigentlich vorgenommen hatte, nicht zu trinken. Wieder einmal war es einfach nur ein ganz normaler Wochentag, an dem ich nicht aufhören konnte. Dass ich seit Jahren eigentlich jeden Tag trank, nur einen Pausetag einlegte, wenn ich verkatert war und definitiv auf ein Problem zuschlitterte, wusste ich natürlich. Dass es schon seit Jahren da war, weiß ich jetzt natürlich auch. Ich hab einfach nicht aufgehört. Ich habe mit Alkohol versucht, Stress abzubauen, loszulassen und weniger ängstlich zu sein. Manchmal auch einfach getrunken, um “irgendwie glücklicher” zu sein. Ich bin sehr reflektiert, schlau und obwohl mein Familienstammbaum immer wieder Alkoholprobleme zeigt und ich bei meiner Mutter hautnah als Kind die Abstürze miterlebt habe, habe ich es nicht geändert und wollte es nicht sehen. Anfang des Jahres habe ich eine Psychotherapie begonnen, weil ich merkte, dass meine Ängste und Sorgen schlimmer wurden und mich eigentlich den ganzen Tag beschäftigten. Diagnose: generalisierte Angststörung. Prima.

Zurück zum entscheidenen Morgen: Ich wachte also mit dieser Scham vor mir selbst auf, tippte noch im Bett bei Spotify ‘ohne Alkohol’ ein und da war der OAmN Podcast. Ich startete irgendeine Folge und in den ersten Minuten sagte Nathalie sowas wie: “Wer Probleme mit Ängsten hat, für den ist Alkohol das Schlimmste, was er tun kann.“ Und ich so: FUCK, könnte das tatsächlich zusammenhängen? Ich googelte kurz und mir war schnell klar, dass eine Lösung direkt vor meinen Augen war. Ich hörte anschließend noch weitere Podcastfolgen und war wie vom Blitz getroffen, weil ich nicht fassen konnte, dass ich mein Alkoholproblem vorher einfach nicht gesehen habe. Aber fühlte mich irgendwie auch erleichtert, weil ich jetzt was hatte, an dem ich ansetzen konnte.

Nach einer Woche Abstinenz auf eigene Faust dachte ich, ach komm, besser als in diese Programme werde ich nie wieder Geld investieren. Und zack, die Wochen vergingen wie im Flug. Ich saugte alle Literatur, Podcasts und Hörbücher auf. Ich freute mich jeden Tag auf die Aufgaben und fühlte mich sofort verbunden.

Was ich seitdem erlebt habe, kann ich kaum in Worte fassen. Ich bin klar, nüchtern und selbstbestimmt. Ich habe so viel Freude und Dankbarkeit in mir. Ich sehe die Welt und ich spüre mich. Ich habe das Gefühl, ja genau das, das bin ich! Rückblickend sehe ich nun, wie schlecht es mir eigentlich ging. Es klingt seltsam, aber manchmal erwische ich mich bei dem Gefühl, dankbar zu sein, dass ich ein Problem hatte, weil ich jetzt so unfassbar intensiv spüren kann, wie groß das Geschenk des Lebens ist, wie wertvoll ich bin und wie dankbar ich für alles bin.


Sollten Dich Geschichten wie diese motivieren, dann schau auch gern mal auf meinem YouTube-Kanal vorbei. Ich hab dort ein Format namens „Gesichter hinter der Sucht“ gestartet, um zu verdeutlichen, dass das Bild in unseren Köpfen herzlich wenig mit der Realität zu tun hat. In einem meiner aktuellen YouTube-Videos spricht der wunderbare Jakob darüber, wie Alkohol ihm sein Selbstvertrauen raubte – bitte hier entlang.


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