25.04.2022

Helga: „Ich habe gewonnen und bin frei“

Eine meiner Programmteilnehmerinnen hat in der „Ohne Alkohol mit Nathalie”-Onlinegruppe einen wunderschönen Beitrag zu ihrem einjährigen Abstinenzjubiläum geschrieben. Und als mein Team sie fragte, ob wir ihren Post im Newsletter teilen dürfen, kamen noch ein paar wunderschöne Zeilen hinterher:

„Ich stehe 100% zu meiner Abstinenz und würde auch mit Bild erscheinen. Ich habe nichts zu verbergen. Im Gegenteil, ich bin stolz auf mich, dass ich den Teufelskreis durchbrochen habe und mich aus der Abhängigkeit lösen konnte.”

Mega, oder? Mir geht bei sowas immer das Herz auf. Denn yes: Wir können so stolz sein, wenn wir’s schaffen mit dem Trinken aufzuhören. Hier kommt Helgas Beitrag:


Helga

Ein Jahr ohne! Heute ist mein 365. Tag ohne Alkohol. 365 Tage ohne dieses Zellgift, ohne Rausch und ohne besondere Ausreißer. 365 intensive Tage mit Höhen und Tiefen. 365 Tage in denen ich durch viele Prozesse gegangen bin und mich selbst neu kennenlernen durfte. 365 Tage, die ich nicht missen möchte. Ich fühle mich gut. Es ist ein ruhiges, sicheres Gefühl, kein euphorisches. Die euphorischen Gefühle und diese emotionalen Achterbahnfahrten sind im Laufe des letzten nüchternen Jahres einer gesunden Gleichmütigkeit gewichen. Ich bin ausgeglichener. Natürlich geht mir auch heute immer wieder etwas gegen den Strich, aber ich gehe bewusster mit diesen Situationen um und löse sie schneller auf. Es fühlt sich gut an. Ich kann es nicht glauben, wie schnell einerseits die Zeit verflogen ist und wie sehr ich mich andererseits verändert habe.

An Tag 4 meiner Abstinz hatte ich die Gründe aufgeschrieben, warum ich nicht mehr trinken möchte. Die lesen sich so:

Nie wieder morgens verkatert aufwachen.
Nie wieder morgens ein schlechtes Gewissen haben, weil ich am Abend vorher mehr getrunken habe als ich wollte bzw. überhaupt etwas getrunken habe.
Nie wieder Menschen betrunken etwas schreiben und es hinterher bereuen.
Nie wieder meinem Körper so viel Gift zumuten.
Nie wieder verlorene Tage erleben müssen, weil ich mit dem Restalkohol vom Abend vorher kämpfe.

Vor zwei Wochen habe ich über diese Warums nachgedacht und festgestellt, dass sie sich im Laufe des letzten Jahres verändert haben. Sie sind nun wesentlich gehaltvoller und tiefgründiger. Das kam aber auch erst mit der Zeit und ich finde es schön, mir diese Entwicklung bewusst zu machen. Meine Warums nach einem Jahr ohne Alkohol:

Ich trinke keinen Alkohol mehr, weil ich keinen einzigen Tag meines Lebens mehr vergeude.
Ich gehe klar und wach durch mein Leben.
Ich treffe alle Entscheidungen bewusst und stehe dazu.
Ich führe ein freies und selbstbestimmtes Leben, in dem ICH die Hauptrolle spiele.
Mein Selbstbewusstsein und mein Selbstvertrauen wachsen.
Ich fühle mich großartig, komme immer mehr bei mir an und möchte dieses Gefühl der Stärke und meine innere Kraft nicht mehr missen.
Ich trinke keinen Alkohol mehr, weil mein Leben dadurch bunter, kraftvoller und kostbarer ist.
Ich trinke keinen Alkohol mehr, weil ich endlich ICH bin. Nach einem Jahr ohne erkenne ich mich selbst und kann mich immer besser annehmen, wie ich bin. Ich erkenne und entfalte mehr und mehr mein POTENZIAL.
Ich liebe und lebe mein Sein, denn das ist der Sinn meines Lebens.

Letzten Samstag waren wir zu einem Osterfeuer eingeladen. Es waren Familie und Freunde da und natürlich wurde auch getrunken. Auf der Heimfahrt wurde mir bewusst, dass ich nicht einen Moment an Alkohol gedacht habe. Es war komplett selbstverständlich, dass ich alkoholfrei blieb. Etwas anderes wäre mir gar nicht in den Sinn gekommen. YES! Ich habe gewonnen und ich bin frei!

Ich wünsche Euch allen eine gute Zeit. Egal, wo Ihr steht und wie es Euch geht. Haltet durch und geht Euren Weg. Hört auf Euer Herz und bleibt stark, auch oder gerade in Momenten, wo es schwer fällt. Ihr werdet so reich belohnt. Bleibt dran!


Es freut mich so sehr, dass immer mehr von uns sich zeigen – und dadurch verändern, wie wir als Gesellschaft über Abhängigkeit und Abstinenz denken. Menschen wie Helga. Oder Menschen wie Manuel, der am 17.04. meine neue Staffel der “Gesichter hinter der Sucht” eröffnet hat. Also wenn Du ein weiteres strahlendes Gesicht sehen möchtest, dann bitte hier entlang.


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