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20.12.2021

Nadja: „In meinem Kopf war Karneval“

Brauchst Du noch ein paar motivierende Gedanken zum Wochenstart? Et voilà, hier kommen frische Antworten auf die Frage:


Warum wolltest Du aufhören zu trinken?

Rebecca

Ich wollte diesen Kontrollverlust nicht mehr. Ich wollte diese schlimmen Kater nicht mehr. Ich wollte nicht mehr aufwachen und von meinen Freunden erfahren, wie daneben ich mich benommen habe: Streit anfangen, mit Fremden rumknutschen, Taxifahrer vollquatschen etc. Meine Mama, zu der ich ein sehr, sehr gutes Verhältnis habe, hat auch oft zu mir gesagt, dass das so nicht geht und dass ich das in den Griff kriegen muss. Ich habe zugestimmt und gesagt: „Ich weiß, aber wie?!“ Darauf hatte niemand eine Antwort. Ich bin eigentlich eine ganz coole Socke und habe eigentlich ein cooles Leben, bis ich trinke – damit mache ich mir immer Probleme. Da es aber Wochen und Monate gab, in denen ich nicht so einen krassen Absturz hatte, habe ich das Problem immer wieder nach hinten verschoben und gedacht „Schau, Du kannst doch normal trinken“. Jedoch war es ja nur eine Frage der Zeit, bis der nächste Horrorabend mit kompletten Kontrollverlust wieder kam.

Marco

Ich hatte Angst um meine Gesundheit. Ich nahm mir immer wieder vor, „kontrolliert“ oder eine Zeit lang nicht mehr zu trinken und es klappte nicht. Ich trank abends oder am Wochenende immer öfter allein, sagte Termine ab und ließ Konzerttickets verfallen. Und jeden Tag überlegte ich bei der Abendplanung immer schon, wo und was ich trinken kann. Es war so anstrengend.

Nadja

Mit Anfang/Mitte 30 erkannte ich, dass mein Alkoholkonsum zu Situationen führte, welche ich nicht wollte. Nehmen wir mal einen Freitagabend: Das war natürlich ein wichtiger Grund, das Wochenende schon um 17:00 Uhr einzuläuten, um den Stress der Woche abzubauen. Da darf man ja auch mal alleine eine Flasche aufmachen. Mein Mann kommt ja dann bald auch heim. Dann gab’s einen weiteren Apéro, zum Essen einen Rotwein, und schwups – in meinem Kopf war Karneval. Aber wo noch hin? Egal, Hauptsache raus. Ein paar vermeintliche Freunde anrufen und los geht’s in das Zürcher Nachtleben.

Die Nacht endete irgendwann morgens um drei, vier Uhr nach ein paar weiteren Drinks und irgendwelchen Leuten, die wir kennen lernten und nie wieder sahen. Ich hatte Abstürze mit Verletzungen, immer öfters Blackouts (zum Schluss wöchentlich) und ich tat und sagte Dinge, die ich nüchtern nie sagen oder tun würde. Zudem wusste ich am nächsten Tag nicht mal mehr, was vorgefallen war. Dann war ich voller Schamgefühle und hatte ein schlechtes Gewissen. Ohne Energie und mit Angst in der Brust versuchte ich den Alltag irgendwie zu überstehen, ohne dass das jemand bemerkte. Es ging ums Funktionieren, ums Überleben. Diese Fassade im Alltag bei der Arbeit und bei Freunden aufrecht zu erhalten fiel mir immer schwerer. Es war so anstrengend! Ich konnte nicht mehr.


Anstrengend – ein Wort, das im Zusammenhang mit Alkoholsucht immer wieder fällt. Ja, es ist unfassbar anstrengend, die Fassade aufrechtzuerhalten. Sich selbst zu verabscheuen. Zu funktionieren, obwohl innerlich immer weniger funktioniert. Und ich wünsche Dir von Herzen, dass Du diese Anstrengung nicht mehr aufbringen musst. Dass Du Deine Energie stattdessen in Dinge stecken kannst, die Dich glücklich machen.

Übrigens: Wenn Du Bücher lieber hörst als liest – oder falls Du noch ein Weihnachtsgeschenk suchst: Seit heute gibt es die Hörbuchfassung von „Ohne Alkohol: Die beste Entscheidung meines Lebens.“ Ich hatte viel Freude beim Einsprechen und hoffe, das geht Dir beim Anhören genauso. <3


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