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13.03.2021

Ein Jahr ohne Alkohol? Geht.

Wenn wir aufhören zu trinken, klingt ein Jahr unheimlich lang. Ja, geradezu unmöglich. Aber schlussendlich ist ein Jahr auch nichts anderes als eine Ansammlung von einzelnen Tagen. Tagen, an denen es mal einfach ist und mal schwierig. An denen es mal schön ist und mal doof. An denen es allerdings tendenziell immer leichter wird. Und je mehr Tage Du hast, desto deutlicher werden die Vorteile der Abstinenz. So wie bei meiner Programmteilnehmerin Renate, die nun ihr erstes Jahr geschafft hat.

Ich gehe heute viel mehr
meinen Weg

Es ist ein Jahr her, dass ich mich vom Alkohol abgewandt habe. Ich glaube es kaum. Und ich blicke erstaunt auf das letzte Jahr zurück. Es hat sich viel verändert. Zum Beispiel letztens bei dieser Feier in meinem neuen Job.

Da sagte ich zu einer Kollegin, die gerade den Sekt öffnete: „Ich trinke sowieso nichts.“ Sie so: „Was? Gar nichts?“ Ich: „Ja, gar nichts, ich vertrag es nicht so gut.“ Dann war das Thema beendet und niemand in der Runde hat nachgehakt oder es überhaupt bemerkt. Fand ich super, da ich bei der Arbeit einfach die bin, die nichts trinkt. Es war sehr nett, mit Wasser, Brötchen und viel Abstand. Nach zwei Stunden bin ich wieder nach Hause gefahren. Ich habe die ganze Autofahrt gesungen und mich gefreut und gejubelt und hatte Freude an der Freude.

Ich habe mich am Anfang gefragt: Wie soll ich die Zeiten, die ich abends vor dem Fernseher mit 1-4 Gläsern Wein verbracht habe, denn jetzt füllen? Oder womit die Leere in meinem Herzen stopfen? Ich befand mich in der Opferhaltung und mein Selbstmitleid hat mich immer wieder in die Falle gelockt. Früher habe ich mich sehr nach anderen gerichtet und gedacht, ich wäre nicht in Ordnung. Ich mochte nie widersprechen. Und wenn, dann konnte ich mich mit meiner Meinung kaum behaupten, weil ich meine Standpunkte nur emotional vorgetragen habe. Kein Wunder, dass ich nie so richtig ernst genommen wurde.
Ich beschäftige mich schon sehr lange mit den Hintergründen, warum ich so bin, wie ich bin. Leider hat mich das nicht vor dem Alkoholmissbrauch bewahrt. Bis ich vor etwa einem Jahr den Schlüssel bekam: Verantwortung.

Verantwortung für mein Tun. Das heißt, genau hinzuschauen, wie ich mein Leben kreiere. Wie ich im Streit reagiere. Wie ich meinen Kindern gegenüber handele, in meiner Arbeit, im Alltag. Ich brachte Verantwortung immer mit Schuld in Zusammenhang. Dachte, alles ist meine Schuld. Dann habe ich mich hingesetzt und mir vor Augen geführt, dass ich diese Verantwortung übernehmen darf. Die Verantwortung, wie ich mein Leben gestalte. Das heißt für mich, ich bin kein Opfer mehr. Ich habe immer die Wahl. Immer.

Ich gehe heute viel mehr meinen Weg. Kann viel eher sagen, was mich bewegt, wer ich bin, was ich möchte. Auch Widerstände kann ich meistens aushalten. Ich weiß jetzt, dass ich wertvoll bin.


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