02.06.2025

Mika: „Für Genesung auf die Straße gehen“

Neben Krawall und Frauenhintern in Po-Lifting-Leggings gehen auf Social Media erfreulicherweise auch mal Beiträge viral, die uns als Gesellschaft weiterbringen. Dazu zählt dieser Post meiner Freundin Mika Döring. Er enstammt einer SodaKlub-Folge, in der Mika über die Stigmatisierung von Suchterkrankungen spricht und ihr aktuelles Projekt vorstellt: den ersten Recovery Walk in Deutschland am 27. September in Leipzig. Auf den möchte ich Dich heute auch aufmerksam machen. Daher habe ich Mika gebeten, ein paar Zeilen dazu zu schreiben:


Mika

Ich liebe das Konzept von Recovery, weil es eine bessere Geschichte erzählt – besser als die der lebenslangen Problemidentität, besser als „für immer“ Alkoholikerin zu sein. Besser, als für immer chronisch krank zu bleiben. Besser als die Geschichte des steten Mangels. Denn mit dieser Geschichte habe ich jahrelang gekämpft. Es gibt für das englische Wort Recovery keine ganz genaue Übersetzung. Ich sage gerne „Genesung“. Es bedeutet aber auch „Rückholung“ oder „Wiederherstellung“. Im Suchtkontext basiert Recovery auf der Idee, dass Menschen ihr Leben aktiv und eigenverantwortlich gestalten können. Dass Sucht eine Erfahrung ist, die uns zwar prägt, aber mit der wir lernen können zu leben, die wir bearbeiten und integrieren können. Recovery bietet einen Rahmen für individuelle Wege der Heilung, für Rückschläge, aber auch für Selbstbestimmung, Resilienz und soziale Teilhabe.

Mit dem neu gegründeten Verein Recovery Deutschland e.V. wollen wir genau diese Ideen in die Köpfe bringen. Mit dem Projekt „Recovery Walk“ gehen wir damit auf die Straße – natürlich mit euch gemeinsam!

So läuft der Recovery Walk ab: Wir starten Mittags mit einer Gedenkzeremonie für alle Menschen, die wir an Substanzen verloren haben. Dann beginnt der Walk (circa eine Stunde) durch den Park und das Leipziger Stadtgebiet – es wird laut, bunt und lebendig. Im Anschluss findet ein kleines Open Air auf der AOK-Wiese im Clara-Zetkin-Park statt (bis circa 18:30). Dort gibt es ein Bühnenprogramm sowie offene Formate, inspirierende Geschichten und ganz viel Raum für Austausch, Freude und Vernetzung. Für die Nachteulen organisiert das Pink Cloud Kollektiv noch einen Rave (natürlich ohne Substanzen).

Wir wollen zeigen, wie vielfältig Genesung aussehen kann, Betroffenen Mut machen und Menschen in Recovery miteinander vernetzen. Denn auch wenn wir uns in der Sucht oft sehr allein gefühlt haben – wir müssen es nicht mehr sein.

Wenn Du auf dem Laufenden bleiben möchtest, kannst Du zum Beispiel unseren Newsletter abonnieren. Falls Du Lust hast, uns zu unterstützen, freuen wir uns über jede Spende (steuerlich abzugsfähig). Aber natürlich auch über tatkräftige Unterstützung des Teams (wir sitzen in ganz Deutschland) oder neue Mitglieder im Verein Recovery Deutschland e.V. 

Ob Du Dich selbst als „in Recovery“ begreifst, nüchtern bist oder einfach Lust auf ein alkoholfreies, empowerndes Community-Event hast – Du bist willkommen. Lasst uns gemeinsam etwas bewegen!


Ich werde auch nach Leipzig kommen und würde mich freuen, Dich dort zu sehen. Falls Du Dir zum Wochenstart noch etwas anschauen möchtest, um Dich zu motivieren: In meinem aktuellen YouTube-Video spreche ich über die gängigsten Sorgen, die Menschen haben, bevor sie mit dem Trinken aufhören – und warum die sich oft als unbegründet herausstellen. Ist übrigens auch ein schönes Video, um es an jemanden weiterzuleiten, der noch mit der Entscheidung hadert.


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