12.05.2025

Sophie: „Ein Lied über Rausch und Einsamkeit“

Zum Nüchternwerden in ein Land reisen, in dem Alkohol illegal ist – so hat es meine Podcasthörerin Sophie gemacht. Sie war in Deutschland bei einer Suchtberatungsstelle und hat anschließend ihre ersten Wochen ohne Alkohol in Teheran verbracht. Ihr Vater kommt aus dem Iran und dort ist Alkoholtrinken verboten. Für Sophies Abstinenz war das hilfreich. Sie hat meinem Team und mir eine Mail geschrieben, die ich in Auszügen mit Dir teilen darf:


Sophie

Den Podcast „Ohne Alkohol mit Nathalie“ habe ich kurz vor meinem ersten Termin in der Suchtberatung entdeckt und während der Zeit in Teheran jeden Abend gehört. In Kombination hat mir das so geholfen, und ich habe es endlich geschafft. In vielen dieser Folgen finde ich Teile meiner Geschichte wieder. Die davon angeregten Reflektionen zu meiner eigenen Alkoholvergangenheit waren sehr erschreckend, aber auch heilsam.

Ich bewundere diese Menschen sehr, die mit vollem Namen ihre Geschichte erzählen, kann mir das aber für mich noch nicht vorstellen. Trotzdem möchte ich etwas mit der OAMN Community teilen: Die Übersetzung eines alten persischen Lieds, das ich in meinen schlimmen Zeiten sehr oft gehört habe und bei dem ich oft weinen musste, weil es mir so aus der Seele sprach. Es ist von der legendären iranischen Sängerin Hayedeh aus den 70er Jahren. Falls Du das Lied auch hören möchtest: Du findest es hier.

Hayedeh – Masti („Der Rausch“)

Refrain:
Auch der Rausch heilt meine Schmerzen nicht
der Kummer ist mit mir geboren und gibt mich nicht mehr frei
gibt mich nicht mehr frei, gibt mich nicht mehr frei

Wenn die Nacht hereinbricht
kommt die Einsamkeit mit ihr
in den Gassen der Stadt
klingen ihre Schritte
Ich nehme meine alten Sorgen
um sie in der Trinkstube zurück zu lassen
da seh ich, wie jemand aus der Trinkstube kommt
betrunken ein leises Lied zwischen den Lippen singend

[Refrain]

Die Wärme des Rausches fließt durch meine Adern
ich merke, dass ich mit jemandem sprechen möchte
aber wer kommt, um mir zuzuhören?
Ich bin doch so fremd mit allen
da fällt mein Blick auf einen Vertrauten
doch zu meinem Unglück ist es wieder nur der Kummer
doch zu meinem Unglück ist es wieder nur der Kummer

[Refrain]

Müde von allem was war,
müde von allem was ist
mache ich mich auf den Weg
betrunken wie jede Nacht
Wie immer ist mein Herz leer
Wie immer sehnt sich mein Herz nach Tränen der Einsamkeit
ich schau mich um, ob irgendjemand da ist
da seh ich, dass mir der Kummer nachläuft
da seh ich, dass mir der Kummer nachläuft

[Refrain & Ende]


Sophie hat uns auch noch geschrieben, dass sie mit ihren Kindern offen über ihr Alkoholproblem gesprochen hat, als sie nüchtern wurde. 

Du musst also mit Deiner Geschichte nicht an die Öffentlichkeit gehen, um etwas zu bewirken. Veränderung kann auch im Privaten entstehen, in Deinem engsten Umfeld. Wenn Dir die Erfahrungen von anderen dabei helfen, weil sie Dich inspirieren und Dir Mut zur Ehrlichkeit machen, empfehle ich Dir fürs Wochenende meine YouTube-Playlist „Gesichter hinter der Sucht“.


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