Craving, Suchtdruck, starkes Verlangen oder Drang zu trinken – es gibt unterschiedliche Begriffe für dieses unangenehme Gefühl, mit dem gerade zu Beginn der Nüchternheit die meisten zu kämpfen haben. Cravings sind ein Merkmal von Sucht – und es ist Teil des Heilungsprozesses, zu lernen, mit ihnen umzugehen.
Viele Tipps und Tools dafür bekommst Du übrigens in meinem 30-Tage-Programm, aber auch die Berichte und Geschichten anderer können dabei helfen, Cravings besser zu verstehen und Dich nicht dafür zu verurteilen, wenn sie auftauchen.
Meine Mitarbeiterin Jutta hat ihre eigenen Erfahrungen damit aufgeschrieben und ich freu mich riesig, dass ich sie hier mit Dir teilen darf:
Jutta
„Ich hab‘ schon Pferde kotzen sehen – und das direkt vor der Apotheke.“ So würde mein Sober-Buchtitel lauten, wenn ich eines Tages eins schreiben würde. Warum wohl? Ja, warum? Als Jugendliche habe ich mich total verkatert vor einer Apotheke übergeben. Es war nicht mein erster Vollrausch, mein erster lag da schon ein paar Jahre zurück. Anfangs habe ich mir das Bier reingewürgt, weil ich es ekelhaft fand. Aber man wollte ja dazugehören und sich locker machen, damit das Knutschen mit den Nachbarsjungs leichter über die Lippen ging. Zitronen- und Apfelkorn gingen dann schon besser runter – wahrscheinlich die Alkopops von damals.
Getrunken habe ich jahrzehntelang nur zu besonderen Anlässen, aber danach oft mit kaltem Waschlappen auf der Stirn, karussellfahrend ein Bein aus dem Bett haltend, um irgendwie einzuschlafen. Dieser Zustand war so schlimm, dass ich den wirklich nicht erreichen wollte und es meistens geschafft habe, ab einem gewissen Punkt mit dem Trinken aufzuhören. Ich erinnere mich aber noch genau, wie ich eines Nachts in meiner Münchener Stammbar diesen Punkt bewusst überschritt – und das absurderweise auch noch feierte. Mein Gedanke damals: „Welcome to the next Level.“ Boah, was eine Sucht einem alles erzählen kann.
Ein Jahr, bevor ich nüchtern wurde, benutzte ich zum ersten Mal das angsteinflößende Wort „Alkoholikerin“ für mich. Heute sage ich: Ich hatte mal ein Alkoholproblem, denn ich muss mich nicht als Alkoholikerin bezeichnen, was mir extrem geholfen hat. Eine Ärztin, der ich mich anvertraute, meinte, der Trend gehe zum ‚kontrollierten Trinken‘. Hach, ein Freischuss! Ich war so dankbar. Also fing ich an, mir meine Trinkregeln aufzustellen, die ich zwar immer mal wieder einhalten konnte, die aber so anstrengend waren, dass ich die ganze Mühe am Ende mit noch mehr Alkohol kompensierte. Sprich: Statt weniger wurde es mehr. Der Ärztin bin ich übrigens dankbar. Denn ohne den gescheiterten Versuch, es ‚kontrolliert‘ zu versuchen, wäre ich heute nicht da, wo ich bin.
An meinem letzten Trinkabend vor knapp drei Jahren ahnte ich nicht, dass es mein letzter sein würde. Am nächsten Morgen saß ich verkatert auf meinem Bett, weil ich mir stehend die Socken nicht anziehen konnte – und dann kam er. Der Klick im Kopf, von dem so viele Betroffene berichten. Kurz darauf folgte der Klick auf den Order-Button für Nathalies 30-Tage-Programm. Ich war erleichtert, Pink Cloud inklusive.
Doch an Tag 30 kam das erste krasse Craving. „Jetzt hör doch endlich auf mit dem Scheiß, du hast jetzt schon 30 Tage geschafft, was soll das?“, schrie meine Suchtstimme, die ich ‚Weinhexe‘ nenne. Zu allem Überfluss war ich an diesem Tag auf eine Party eingeladen. Im Geiste sah ich mich schon mit einer Champagnerflasche, die ich auf Ex leere. Kaum auszuhalten. Doch zum Glück fing mich ein Freund am Eingang ab, der wegen einer schweren Erkrankung nicht mehr trinkt. Wir lachten viel, und so konnte ich die Weinhexe vom Hof jagen und mich mega darüber freuen. Im Nachhinein kam ich mir vor wie ein Cowgirl, das ein wildes Pferd namens ‚Craving‘ einreitet. Es bäumt sich auf, schäumt vor Wut, aber irgendwann geht ihm die Kraft aus.
Die nächsten Cravings waren zwar immer noch nervig, aber nach dem ersten lange nicht mehr so schlimm. Ich nenne das den „Fade-out-Effekt“. Meist traten die Cravings vor Meilensteinen wie Tag 100, 200, dem ersten Jahr und kurz vor Tag 1000 auf. Hier half mir Nathalies OAMN App: Timer einschalten und etwas mit den Händen machen, wie Geschenke verpacken, Schubladen aufräumen oder Tetris spielen. Wenn die Timerglocke schellte, war ich jedes Mal erstaunt, weil ich längst vergessen hatte, dass ich den Timer überhaupt gestellt hatte.
Erst gestern blitzte kurz so ein Gedanke auf, als ich an eine Freundin dachte, mit der ich immer ‚lustige‘ Trinkgelage gefeiert habe. Dann hat aber der vernünftige Teil in meinem Hirn – der präfrontale Kortex – die Regie zurückerobert, und weg war er, der Gedanke. Trotzdem war ich genervt von mir und habe mich verurteilt, weil ich wohl ein ganz schwerer Fall bin. Im Supermarkt, als ich am Schokoladenregal vorbeilief, passierte dann Ähnliches. Blitzgedanke: „Oh, lecker.“ Präfrontaler Kortex: „Lass mal, Schätzelein, du wolltest doch deinen Zuckerkonsum einstellen.“ Habe ich mich deshalb infrage gestellt? Nein! Fazit: Am Ende des Tages sind es nur Gedanken, die da wie aus dem Off aufpoppen. Dann übernimmt die Regie in meinem Hirn und alles ist wieder gut. Das war ein weiterer Aha-Effekt auf meinem Weg.
Aufgeben war nie eine Option. Dank der vielen Berichte anderer, die nach Monaten oder Jahren meinten, es mal wieder zu versuchen mit dem Trinken – nur um wieder am Ausgangspunkt zu landen – wusste ich, dass ich mir die Finger nicht selbst an der Herdplatte verbrennen muss. Der Austausch mit anderen ist nicht nur mega hilfreich, sondern auch lehrreich. Mein Mantra: Wissen ist Macht. Dank Nathalies Programmen, Büchern, Podcasts und Liveklassen habe ich so viel über die Mechanismen der Sucht gelernt, dass ich dieses Wissen als absoluten Gamechanger bezeichne – auch wenn ich dieses „sich Gehenlassen“ in seltenen Momenten vermisse. Aber dann mache ich mir klar, was ich alles gewonnen habe. Und dann kracht die Waagschale mit dem Gewinn sowas von auf die Haben-Seite.
Ich sehe meine Reise in die Abstinenz wie eine aufregende Wanderung auf dem Jakobsweg: Es gibt Hindernisse, die mal schwer, mal leicht zu überwinden sind. Ab und zu ist man erschöpft und fragt sich, warum man das alles macht. Dann kommen anfangs noch blutige Blasen an den Füßen dazu – also alles andere als ein Honigschlecken. Doch dann gibt es diese unvergesslichen Momente: Die Energie kehrt zurück, man sammelt zauberschöne Eindrücke und lernt wunderbare Menschen kennen, die einen auf dieser Reise begleiten und aus denen neue Freundschaften entstehen.
Die Craving-Hilfe in meiner OAMN App, von der Jutta erzählt hat, ist übrigens kostenlos – wie auch ganz viele andere Dinge in dieser App. Du findest dort zum Beispiel auch meine Podcasts, YouTube-Videos, Hintergrundwissen, Motivation, kannst Deinen persönlichen Fortschritt dokumentieren oder einen Stimmungskalender führen.
Und ja, wenn Du magst, kannst Du dort natürlich auch meine Programme kaufen und die damit verbundenen privaten Zugänge zu Programminhalten wie den Hintergrundvideos oder der OAMN Onlinegruppe genießen. Aber wie gesagt, auf vieles kannst Du auch kostenfrei zugreifen. Wenn Du die App noch nicht kennst, lad sie Dir doch einfach mal runter und schau, ob sie Dir was bringt. 🙂