Alkohol hat in unserer Gesellschaft leider immer noch den Ruf, dass man sich mit ihm bestimmte positive Eigenschaften „antrinken“ könne. Mut zum Beispiel, Kreativität oder Selbstbewusstsein. Kurzfristig mag sich das auch tatsächlich so anfühlen. Mittelfristig entsteht dadurch aber blöderweise der Eindruck: Ohne Alkohol kann ich das alles nicht. Und das ist Gift für Deinen Selbstwert.
Wie klein Alkohol Dich hält und wie sehr er Deine Stärken unterdrückt, das lernst Du meist erst wieder, wenn Du ihn weglässt. Meine Programmteilnehmerin Tanja, die Du vielleicht schon von den Gesichtern hinter der Sucht kennst, hat dazu einen Beitrag verfasst, den ich heute mit Dir teilen darf:
Tanja
In den letzten beiden Jahren ist aus einer sehr verzweifelten, unglücklichen, aggressiven, sich hilflos fühlenden Frau – die keinen Selbstwert hatte und keine Vorstellung davon, wer sie selbst eigentlich ist – eine Frau geworden, die fest im Leben steht. Eine Frau, die weiß, was sie kann und was nicht (und das ist total ok), die Ruhe und Gelassenheit ausstrahlt, wieder empathisch und verlässlich ist. Für ihre Liebsten, aber auch für sich selbst.
Ich habe keinen Tag bereut, den ich nun nicht mehr trinke. Im Gegenteil, ich bin jeden einzelnen Tag immer noch dankbar, dass ich die Trinkerei los bin, und so dankbar für all die Unterstützung, die ich durch OAMN bekommen habe. Das alles ist großartig und hat mir mein Leben nicht nur gerettet, sondern dafür gesorgt, dass es jetzt ein gutes Leben ist.
Nathalies Buch und ihr Podcast haben mich genau da abgeholt, wo ich es gebraucht habe. Haben mich da angesprochen, wo es weh tat. Mit genau den Worten, die ich gebraucht habe, als meine Verzweiflung und Hilflosigkeit keine Steigerung mehr kannten. Ich bin so dankbar für jedes dieser Worte, weil sie den Nagel auf den Kopf getroffen haben, auch wenn ich das vorher nie zugegeben hätte. Damit haben sie mich aus meiner Untätigkeit und meiner Opferrolle geholt und mich ins Tun gebracht.
VIELEN HERZLICHEN DANK AUS TIEFSTEM HERZEN!!!
Ich besuche ja gerade eine mehrjährige, professionelle Fortbildung zur Positiven Psychologie. Das ist ein Feld der akademischen Psychologie, in dem sich Fachleute zum Beispiel mit Selbstwert, Resilienz, Stärken und Sinn beschäftigen. Ich liebe diese wissenschaftliche Disziplin so sehr, weil sie für mich gerade in Verbindung mit Suchttherapie und Rückfallprävention so viel Sinn ergibt.
In meiner August-Podcastfolge spreche ich in diesem Zusammenhang ganz ausführlich über das Thema Selbstwert. Darüber, warum Du wertvoll bist, egal, was andere sagen. Und auch darüber, wie es mir persönlich damit geht nach gut acht Jahren Abstinenz und fünf Jahren OAMN. Die Folge ist zwar schon vor ein paar Wochen erschienen, aber ich bin immer noch überwältigt von den vielen schönen Reaktionen darauf. Anhören kannst Du sie hier.
