01.07.2024

Bianca: „Genau der richtige Moment“

Mit Familie und Freunden über Deine Abstinenz zu sprechen, erfordert oft Mut. Vor allem, wenn Du noch frisch nüchtern bist. Meine Programmteilnehmerin Bianca hat sich im Dezember 2021 in genau dieser Phase dafür entschieden, in meinen Podcast zu kommen und dort öffentlich ihre Geschichte zu erzählen – noch bevor sie das in ihrem direkten Umfeld tat.

In den letzten Jahren hat Bianca immer wieder positive Rückmeldungen, Nachrichten und sogar Briefe zu „ihrer“ Folge bekommen – zum Beispiel von Bekannten, Nachbarn und ihrem Arbeitgeber. Die schönste Reaktion bekam sie allerdings erst vor ein paar Tagen. Wie dieser Moment für sie war, darf ich heute mit Dir teilen:


Bianca

Als ich vor drei Jahren beschloss, nüchtern zu werden, erzählte ich meinen beiden Kindern von meinem Vorhaben nicht viel. Damals waren sie sieben und zehn Jahre alt und ich wusste nicht, wie ich mit ihnen über das Thema „Sucht“ sprechen sollte – zumal mein Fokus darauf lag, mich um mich selbst zu kümmern, auf meine Gefühle zu achten und hoffentlich auch nüchtern zu bleiben.

Gestern dann kam meine ältere Tochter zu mir und erzählte, dass der Vater einer ihrer Freundinnen seinen Führerschein verloren hat – wegen Alkohol am Steuer. Meine Tochter war sehr traurig und erschüttert und stellte mir viele Fragen darüber, warum Menschen überhaupt so viel trinken. Ich ergriff die Chance, ihr alles zu erzählen. Sie wird jetzt 14, wir haben ein tolles Verhältnis und vertrauen uns sehr. Also gestand ich ihr, dass ich nicht nur „keinen Alkohol trinke“, sondern dass ich mal süchtig danach und total verzweifelt war. Dass ich mich so sehr dafür geschämt habe, so nicht sein wollte, und wie ich eines Tages Nathalie im Fernsehen sah.

So wurde es ein längeres Gespräch und meine Tochter wurde immer begeisterter, was das Nüchternsein angeht. Also setzte ich noch einen obendrauf und sagte: „Du, ich habe sogar eine Podcastfolge mit Nathalie über mein Leben gemacht.“ Ich hätte nicht damit gerechnet, dass sie mich sofort googeln geht, aber so war es dann. 😉

Eine Stunde später kam sie mit Tränen in den Augen wieder in die Küche zurück. Sie drückte mich so, so fest mit den Worten: „Ohhhhh, Mama, du kannst so stolz auf dich sein, der Podcast ist MEGA!“ Dann liefen auch mir die Tränen wie schon lange nicht mehr. Meinen ganzen Körper durchströmten tausend Glücksgefühle und ich hatte so Gänsehaut. Wir redeten danach noch eine ganze Weile und es ist wunderschön zu wissen, dass jetzt auch meine Tochter meine Geschichte kennt. Es war dafür genau der richtige Moment.

Deshalb kann ich nur jeder und jedem raten: Nüchtern werden braucht Zeit – Zeit zum Heilen der Seele. Nüchtern bleiben braucht Liebe – Liebe für sich selbst und sein Umfeld. Nüchtern leben braucht Geduld und Neugier für Veränderung. Ängste kommen und gehen, doch die große Angst vor dem nächsten Absturz gibt es nicht mehr. Stattdessen entsteht Freiheit. Und daraus können wir das Leben gestalten, das wir uns immer erträumt haben.


Bist Du gerade im Fußballfieber? Dann versorge ich Dich in meinem aktuellen YouTube Video mit Tipps, mit denen es Dir leichter fällt, z.B. beim Public Viewing oder im Stadion nüchtern zu bleiben. Aber keine Sorge – meine Tipps kannst Du auch bei allen anderen Veranstaltungen und Feiern anwenden. Zum Video geht’s hier entlang.


Was Dich auch interessieren könnte:

Wie bedenklich ist Dein Trinkverhalten?

Nach diesem kurzen Test kannst Du besser einschätzen, in welchem Bereich Du Dich mit Deinem Trinkverhalten bewegst.