In meiner aktuellen Podcastfolge spreche ich mit Gudrun Ditgens darüber, wie es ist, wenn der Alkohol nach und nach einen geliebten Menschen zerfrisst. Gudrun musste das bei ihrem Ehemann beobachten, und zwar schon fast ihr halbes Leben lang.
Ihren eigenen Alkoholkonsum hinterfragte sie in dieser Zeit auch, zum ersten Mal mit Mitte 30. Wie es dazu kam, erzählt sie im Podcast so:
Gudrun
Mein Mann, der trank halt täglich. Und das zählte auch was – es war wichtig, dass ich dem Alkohol jetzt auch nicht abgeneigt war. In seinem ganzen Freundeskreis wäre ein Abstinenzler völlig verpönt gewesen, weil Trinken einfach überall dazu gehörte. Es gehörte beim Sport dazu, beim geselligen Beisammensein, immer. Damals habe ich sicherlich zwischendurch Phasen gehabt, wo ich jeden Tag so ein bisschen getrunken habe.
Ich hatte dann aber verschiedene Schlüsselerlebnisse. Eins war zum Beispiel, dass ich beim Arzt gefragt wurde, wie viel ich trinke. Ich nannte dann meinen Konsum, „so täglich ein bis zwei Gläschen Wein oder Sekt“ – und er fand das kritisch. Da bin ich ins Nachdenken gekommen, weil das für mich absolut normal war. Und einmal habe ich ein Gespräch unter Kindergartenmüttern mitbekommen. Die haben lachend erzählt: „Ach, stell dir mal vor, es gibt tatsächlich Frauen, die trinken jeden Tag ein Gläschen, das würd mir ja gar nicht in den Sinn kommen“, und machten sich da so richtig drüber lustig. Da bin ich wach geworden, und dann habe ich meinen Alkoholkonsum eingeschränkt. Aber immer mit dieser Sozialisation: Alkohol gehört dazu. Das heißt, ich habe nicht komplett aufgehört. Ich habe dann so alle zwei bis drei Tage mal ein bisschen getrunken, später dann noch weniger. Aber auf die Idee, den komplett zu lassen, bin ich nie gekommen.
Das mit dem “komplett lassen” dauerte bei Gudrun nach diesen Erlebnissen noch knapp 20 Jahre. Zwei Jahrzehnte, in denen sie selbst zwar wenig und selten trank, ihr Mann Klaus dafür um so mehr.
Heute lebt Gudrun nüchtern, hat unzählige Seminare für Persönlichkeitsentwicklung besucht und ihren Mann durch Suchtberatung, Paartherapie und Entzug begleitet. Zudem pflegt sie ihn, denn Klaus ist am Korsakow-Syndrom erkrankt. Was es damit auf sich hat, woraus Gudrun ihre Kraft schöpft und warum sie ihren Partner nie verlassen hat, das kannst Du Dir in der Folge anhören. Du findest sie hier.
Außerdem habe ich Dir zu dem Thema im Folgenden noch ein paar Anlaufstellen aufgelistet:
- Hier findest Du Seminare zur „Motivierenden Gesprächsführung“. Das ist eine Gesprächstechnik, mit Hilfe derer Du Deinem geliebten Menschen mit Suchtproblematik konstruktiv begegnen kannst.
- Hier findest Du ein Training, das sich gezielt an Angehörige von Menschen mit Suchtproblem richtet.
- Diese Hotline kannst Du anrufen, um mit jemandem zu sprechen, der oder die Dir den Rücken stärken kann.
- Hier findest Du eine kostenlose Broschüre mit vielen Informationen zum Thema.
- Hier kannst Du Dir einen Ratgeber bestellen, der Dir Hintergrundwissen vermittelt, wenn Dein Kind trinkt oder andere Drogen nimmt.
- Und hier sind zwei meiner YouTube-Videos, die sich ebenfalls mit dem Thema beschäftigen:
Was tun, wenn der Partner zu viel Alkohol trinkt? – Interview mit Julia Maria Kessler
Alkohol: Wenn Menschen trinken, die du liebst – was tun?! – Interview mit Dr. Ulrich Kemper