16.10.2023

Risikoarmen Alkoholkonsum gibt es nicht

Letztens saß ich mit einer Yogalehrerin in der Sauna und unterhielt mich mit ihr darüber, ob Yoga und Alkohol zusammenpassen. Ich finde nicht. Beim Yoga geht es meiner Meinung nach um Klarheit, um Verbindung zu sich selbst und zu seiner Umwelt. Während Alkohol für Nebel sorgt, für verzerrte Gefühle und verzerrte Gedanken. Sie sah das anders und sagte: „Also ich trinke dann schon gern mal mein Glas Wein, ich sehe das nicht so streng. Die Dosis macht das Gift.“

Bei solchen Sätzen möchte ich innerlich immer kurz verzweifeln. Denn natürlich kann ein gesunder Körper ein Glas Wein hin und wieder verkraften. Aber das macht dieses Glas Wein eben noch lange nicht ungefährlich oder ungiftig. Die Forschung zeigt das mittlerweile deutlich. Und so wurden die Mengenangaben für den sogenannten risikoarmen Alkoholkonsum von Gesundheitsorganisationen wie der World Health Organization (WHO) in den letzten Jahren und Jahrzehnten auch mehrfach nach unten korrigiert.

In Deutschland ist das Wissenschaftliche Kuratorium der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen dafür zuständig, diese Angaben regelmäßig zu überprüfen und dem aktuellen Forschungsstand anzupassen. Vor 20 Jahren lagen die empfohlenen Grenzwerte für Frauen noch bei 20 Gramm reinen Alkohols pro Tag. Das entspricht ungefähr einem Viertelliter Weißwein oder einem halben Liter Bier. Für Männer galten 30 Gramm als risikoarm, also ca. die anderthalbfache Menge.

2007 hat die DHS diese Werte schon mal deutlich gesenkt, und zwar auf 10 bis 12 Gramm Alkohol für Frauen und 20 bis 24 Gramm für Männer. Zur Veranschaulichung: 10 Gramm Alkohol entsprechen ca. einem kleinen Glas Sekt. Das sollten Menschen dann aber bitte auch nicht täglich, sondern an maximal fünf Tagen in der Woche trinken. Und auch bitte nur ganz gesunde Menschen ohne genetische oder sonstige Risikofaktoren.

Auch das gilt mittlerweile als veraltet – und als viel zu viel. Im Januar 2023 erschien im renommierten Fachjournal „The Lancet Public Health“ ein weiterer wegweisender Artikel, dessen Fazit lautet: Es gibt keinen gesundheitsförderlichen Alkoholkonsum. Und es gibt keinen sicheren Alkoholkonsum. Jeder Tropfen Alkohol bedeutet weniger Gesundheit.

Das „Canadian Centre on Substance Use and Addiction“ – also die Hauptstelle für Suchtfragen in Kanada – passte schon kurz danach ihre Empfehlungen an. Sie lauten mittlerweile sinngemäß: Nur null Gläser Alkohol sind wirklich sicher. Und bereits ab drei kleinen Gläsern Alkohol pro Woche steigt das Risiko für Krebserkrankungen wie Brustkrebs oder Darmkrebs.

Nun hat auch die DHS eine Stellungnahme veröffentlicht. Vielleicht ahnst Du jetzt schon, was da drinstehen könnte. 🙂 Wenn Du Dich umfassend informieren möchtest, dann findest Du hier den kompletten Text. Wenn Du den Inhalt lieber aufbereitet und zusammengefasst lesen möchtest, dann empfehle ich Dir diesen Artikel vom SWR. Und falls Du gerade gar keine Zeit hast, hier die Kurzfassung:

Das Gift macht das Gift. Jeder Konsum von Alkohol ist schädlich. Trinken ohne Risiko gibt es nicht.


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