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24.10.2022

Warum das ganze Marketing, Nathalie?

Momentan höre ich Judith Holofernes’ Buch „Die Träume anderer Leute“. Judith Holofernes ist die ehemalige Sängerin der Band „Wir sind Helden“, sie ist zweifache Mutter und hat zwei Burnouts hinter sich. Ich bin noch nicht durch mit dem Buch, aber schon am Anfang beschreibt sie sehr schön, wie stark kommerzieller Erfolg mit Marketing zusammenhängt. Wie sie zum Teil zwölf Interviews am Stück gab, um ihre Alben zu promoten. Weil sie das Gefühl hatte, es ihren Alben schuldig zu sein. Und weil zu der Zeit das Gehalt vieler Menschen vom Erfolg dieser Alben abhing. Es wird klar, wie sehr sie unter dem Druck dieser ganzen Promo-Maschinerie gelitten hat. Und es wird klar: Wer kein Marketing betreibt, landet in der Nische. Das kann immer noch ein Erfolg sein, keine Frage, aber mit großer Reichweite hat das dann in aller Regel nichts mehr zu tun.

Ein bisschen erinnern mich diese Buchpassagen an die Promo-Phase für mein Buch. Als Corona alle wieder in die Häuser trieb, meine Kinder gefühlt durchgehend in Quarantäne waren, mein Sohn nachts andauernd aufwachte, mein Arbeitstag aus Talkshowauftritten und Interviews bestand und ich dachte: Wenn ich jetzt noch einmal erzähle, wie ich morgens verkatert neben diesem nackten Typen aufwachte, muss ich mich leider erschießen. Aber ich funktionierte. Ich war es meinem Buch schuldig. Und meinem Ziel.

Judith Holofernes hat sich von dieser Form von Marketing weitgehend verabschiedet. Sie lässt sich heute über Patreon von ihren Fans finanzieren. Sie bedient jetzt eine kleine, feine Nische und macht so ziemlich genau das, was sie will. Sie ist erfolgreich, weil Erfolg für sie bedeutet, 80% ihrer Zeit in kreative Arbeit zu stecken und unabhängig von dieser Kommerzmaschinerie zu sein.

Mein Ziel ist ein anderes, meine Definition von Erfolg ist eine andere. Ich will, dass alkoholfreies Leben etwas wird, das keiner weiteren Erklärung bedarf. Ich will, dass es so normal wird, dass Menschen mit Alkoholproblemen sich eher dazu entscheiden, diese Probleme anzugehen. Ich will, dass mehr und mehr Menschen anfangen, darüber zu sprechen und somit verdeutlichen, wie normal es ist, ein Problem mit Alkohol zu bekommen, wenn man ihn trinkt. Ich will möglichst vielen Menschen vermitteln, dass Abstinenz ein Schatz ist, den sie heben können. Dass alkoholfreies Leben authentisches Leben bedeuten kann. Ehrliches Leben mit echten Verbindungen, zu anderen – und zu uns selbst.

Mein Ziel ist gesellschaftlicher Wandel.

Den erreiche ich nicht durch Nische.

Deshalb hab ich mich schon vor Jahren dagegen entschieden. Nische wäre für OAmN natürlich auch möglich gewesen. Aber mir war klar, dass ich eine Chance habe, etwas grundlegend zu verändern und ich hatte das Gefühl, das dann auch tun zu müssen. Und um das zu tun, um viele Menschen zu erreichen, brauche ich mehr als gute Inhalte. Mehr als ’nur‘ einen Podcast und einen YouTube-Kanal. Dazu brauche ich Innovation, Unternehmenskapital, Zugang zu Forschungsgeldern und Reichweite. Und für all das brauche ich Marketing. Nicht nur, klar, aber ohne Marketing geht die Rechnung nicht auf.

Deshalb mache ich das. Ich mache Marketing für meine Idee, für meine Überzeugung, für meine Vision. Ich empfinde das als den mit Abstand anstrengendsten Teil meiner Arbeit. Es ist der Teil, der am wenigsten Spaß macht. Aber für das, was ich erreichen möchte, gehört er dazu. Deshalb setze ich mich in Talkshows, erzähle zum 3000. Mal das Gleiche, drehe Werbespots für unsere neue App und schreibe unzählige Texte, die darauf hinweisen, sobald es etwas Neues von mir gibt. Deshalb bekommst Du diese Werbemails und Anzeigen auf Deinen Bildschirm.

Auch ich habe das Gefühl, es meinen Produkten schuldig zu sein. Meinem Buch, in das so viel Arbeit geflossen ist. Und jetzt auch unserer App, an der wir auch schon seit Monaten sitzen. Auch an meinem kommerziellen Erfolg hängen mittlerweile viele Gehälter. Gott sei Dank finde ich trotzdem wieder genug Zeit für die Dinge, die mich erfüllen. Gott sei Dank bin ich mittlerweile weit entfernt vom Burnout. Aber diese Marketing-Phasen sind und bleiben stressig.

Ich trage sie mit, weil sie ein wichtiger Baustein auf dem Weg zum Ziel sind. Jeder Mensch, der das Buch liest, ist ein potenzieller Gewinn für unsere Bewegung. Jeder Mensch, der sich die neue App runterlädt, ebenfalls.

Judith Holofernes sagte in einem Interview, das sie vor Kurzem gegeben hat, dass sie nach zwei Wochen Buch-Promo schon wieder merkt, wie „strapaziös“ diese Vermarktungsphasen sind. Wie „völlig alle“ sie ist, wenn sie nach Hause kommt. Sie sagt: „Wie ist es jetzt so nach zehn Interviews? Die Wahrheit ist: Ich find’s ganz schön hart.“ Und dann sagt sie noch was: „Ich bin ja befreundet mit Amanda Palmer und Amanda Palmer hat das Buch geschrieben ‚The Art of Asking‘ und darin propagiert sie sehr wunderschön, dass man öfter mal um Hilfe bitten soll. Vielleicht tue ich das jetzt einfach mal und schicke das jetzt raus, dass ich mich über jede Form von Promotion für dieses Buch freue, bei der ich nicht dabei sein muss.“

Hiermit empfehle ich Dir Judith Holofernes’ Buch „Die Träume anderer Leute“.

Und ich schick‘s jetzt auch einfach nochmal raus: Bitte unterstütze meine Arbeit, indem Du sie sichtbar machst. Bewerte Buch, Podcast und App mit fünf Sternen, empfiehl den YouTube-Kanal weiter und sprich über meine Programme. Auf dass wir immer mehr werden. <3

Danke.


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