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29.11.2021

Diego: „Ich war in einer Endlosschleife“

Hier kommt frische Motivation für Dich. Weil es einfach so sehr hilft, sich immer wieder zu erinnern, ein paar neue Antworten auf die Frage:


Warum wolltest Du aufhören zu trinken?

Alexandra

Weil ich meinem Kind ein Vorbild sein und es niemals mehr gefährden wollte. Ich hatte Angst, irgendwann alles kaputt zu machen, durch einen Fehler, den ich vielleicht nicht wieder würde gutmachen können. Meine Stimmung war oft zu gedrückt, ich fühlte kaum noch Freude ohne Alkohol. Nur noch angetrunken konnte ich mich entspannen. Das alles fühlte sich so falsch und unecht an. Ich habe so viele Tage verschwendet, weil ich verkatert war. So viel geweint, weil ich Pläne nicht umsetzen konnte, die ich vorher gemacht habe. Mich selbst verachtet habe. Der Alkohol hat am Ende meinen Charakter, meine Stimmung, meine Handlungen und sogar meine Entscheidungen stark beeinflusst und sogar kontrolliert.

Jenny

Weil ich schon lange wusste, dass ich ein Problem entwickelt habe und mir meine selbstauferlegten Trinkregeln nicht geholfen haben. Ich wollte zudem keine körperliche Abhängigkeit entwickeln. Ich wollte keine Zeit mehr mit Kater und Ausnüchtern verschwenden und meinen Kindern eine fitte und klare Mutter sein. Ich wollte endlich wieder die Chefin über mein Leben sein und nicht mehr ständig Gedanken an Alkohol verschwenden. Ich wollte wieder in meine Kraft finden. Ich wusste immer, ich kann mehr, habe aber nie geschafft, etwas umzusetzen. Ich wusste, zuerst muss der Alkohol weg.

Diego

Ich wurde in der letzten Phase meiner Alkoholvergangenheit immer nervöser, getriebener, aggressiver, depressiver und gereizter, zynischer und hoffnungsloser. Es war wie in einem Endzeit-Sci-Fi-Thriller kombiniert mit „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Ich war in einer Art Endlosschleife, aus der ich nicht mehr rausfand. Ich hatte ständig das subtile Gefühl, dass irgendwas total falsch läuft, dass ich vor irgendwas auf der Flucht bin und gleichzeitig auf einen Abgrund zutreibe. Während dieser ganzen Zeit war A. immer an meiner Seite als mein bester Freund, dem ich blind vertraute und der mir immer wieder kurze Momente der Erlösung von diesem grauenvollen Dauerzustand verschaffte, den er in Wirklichkeit verursacht hat.

A. war meine Ritterrüstung, die mich vermeintlich schützte, die aber im Laufe der Zeit immer schwerer wurde und unter der ich mich immer weniger bewegen konnte und die irgendwann jede Fortbewegung und jede Weiterentwicklung in meinem Leben unmöglich machte. Ich hatte irgendwie ein Gefühl von totaler Stagnation und Erstarrung in allen Lebensbereichen. Meine Welt wurde immer enger kleiner und dunkler. A. war eine Decke, die ich jeden Abend über mich zog und unter der ich langsam erstickte; ein Sicherheitsnetz, in dem ich mich immer mehr verstrickt habe und eine Krücke, über die ich immer öfter gestolpert bin; mein Beruhigungs- und Aufputschmittel und mein Mutmacher, der mich langsam vergiftete.


All diese Antworten stammen von Menschen, die Du in ihrer Alkoholzeit als “ganz normal” bezeichnet hättest. Sie gingen ihrer Arbeit nach, zogen ihre Kinder groß, zahlten Steuern und fielen nicht weiter auf. Süchtig waren sie dennoch. Und damit sind sie keine Ausnahme.

Passend zu diesem Thema habe ich neulich ein YouTube-Video über „High-Functioning Alcoholics“ veröffentlicht. Wenn Du wissen willst, was damit auf sich hat, dann bitte hier entlang.


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