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27.06.2020

Dann saß ich bei meinem Arbeitgeber und zog blank

Der Bayerische Rundfunk hat heute ein Interview mit mir gesendet, das ich schon Anfang Oktober gegeben habe. Also kurz nach meinem Podcaststart. Als ich das jetzt wieder hörte, katapultierte es mich in die damalige Situation zurück. An diesen Tag vor einem Dreivierteljahr, an dem ich von Rosenheim nach München fuhr, um zum ersten Mal im Radio über meine Alkoholabhängigkeit zu sprechen.

Ich kam im Funkhaus an und setzte mich in eines der Studios, in denen ich über die Jahre hinweg unzählige meiner Beiträge vertont hatte. Viele davon verkatert. Mir gegenüber saß meine Kollegin, mit der ich mich schon immer gut verstand, der ich bei vielen unserer Gespräche aber nicht direkt ins Gesicht geschaut hatte. Aus Angst, sie könnte meine Fahne riechen.

War das richtig?

Die Tür ging zu, die rote Lampe an. Ich setzte meine Kopfhörer auf und machte einen Soundcheck. Alles wie immer und doch alles anders. Denn jetzt würde ich offen und ehrlich über das sprechen, was ich genau dort, in dieser Umgebung, jahrelang unter größter Anstrengung verheimlicht hatte. Vor allem zu Beginn des Interviews hört man, wie krass das für mich war.

Als ich damals zurückfuhr, hatte ich ein ganz komisches Gefühl. Einerseits war ich erleichtert. Endlich kein Doppelleben mehr. Aber in diese Erleichterung mischte sich noch etwas: Sorge. Was hast Du da bloß gestartet?! War das wirklich richtig?

Heute würde ich der Nathalie von damals gern eine Antwort geben: „Ja, das war es. All die Bauchschmerzen, all das Herzklopfen, all die Sprünge ins kalte Wasser, sie waren richtig. Es war richtig, dieses Tabu endlich zu brechen.“

Hier ist das Interview. Ich wünsche Dir viel Freude damit.


Hinweis

Ursprünglich haben Kristina Weber und ich dieses Gespräch für „Eltern ohne Filter“ geführt – ein Podcast, der einen reellen Blick aufs Elternsein wirft. Unser Interview hat da aber im Endeffekt nicht mehr so richtig reingepasst. Der BR wollte es trotzdem noch senden, weil er’s so hörenswert fand. Gestern zum Weltdrogentag bot sich dann ein passender Anlass.


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