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04.04.2020

Ich liebe es, nüchtern zu sein

Der großartige Kurt Kister, momentan noch Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung, schrieb gestern in seinem Newsletter einen Satz, der mich nicht mehr loslässt:  

“Ich lese gerne Geschichtsbücher, möchte aber mit meinen Erlebnissen darin eigentlich nicht vorkommen.”

Nun aber kommen wir darin vor. Ich kenne niemanden, der das möchte. Dafür kenne ich viele, deren Sucht sich vor diesem historischen Hintergrund heranwanzt. Sie kriecht durch ihre Hintertürchen und liefert jedem und jeder genau das Argument, das gerade am logischsten erscheint.

Den einen führt sie ihre Einsamkeit vor Augen, den anderen ihre Sorge um die finanzielle Zukunft, den nächsten ihre Überforderung mit unausgeglichenen Kindern und Homeoffice auf begrenztem Raum. Bei allen sagt sie auf die ein oder andere Weise: trink.

Um dem entgegenzuwirken, hilft es, mit Affirmationen zu arbeiten – eine der Wunderwaffen im Kampf gegen die Abhängigkeit. Affirmationen sind positive Sätze, die Du Dir wieder und wieder sagen kannst, um Deinen Blick auf diese Welt zu verändern – und somit de facto Deine Realität. Klingt wie Hokuspokus, ich weiß. Aber es funktioniert, probier es einfach mal aus und sag Dir ab heute: Ich liebe es, nüchtern zu sein. 

Gerade in Zeiten, in denen meine Welt schwankt. Gerade in Zeiten, in denen die Sorge mein Herz zerreißt. Gerade in Zeiten, in denen meine Zukunft in den Sternen steht.

Ich liebe es, nüchtern zu sein

Weil sich dieser Mist mit klarem Kopf am allerbesten überstehen lässt. Weil Trinken jetzt alles nur noch verschlimmern würde. Weil es alles noch hoffnungsloser, noch dunkler, noch bedrückender erscheinen ließe. Weil es Dich nur wieder in diese höllische Abwärtsspirale katapultieren würde.

Wenn Du jetzt denkst, alles klar, begriffen, danke – dann die nächste Mail öffnest und weitermachst wie zuvor, ändert sich allerdings nichts. Bei Affirmationen kommt es nicht darauf an, sie intellektuell zu durchdringen. Es kommt darauf an, sie auszusprechen und ihnen nachzuspüren. Wieder und wieder. Nur so kommt die Message tatsächlich an.

Also sag es Dir in nächster Zeit morgens, mittags, abends und zwischendurch auch noch: Ich liebe es, nüchtern zu sein. Sag es am besten laut. Sag es mehrmals hintereinander. Und nimm Dir danach ein paar Sekunden, in denen Du es bewusst sacken lässt. 

Du wirst sehen, langsam, ganz langsam verändern solche Sätze Deine Welt. Kurt Kister verabschiedete seine Leser gestern noch mit folgenden Worten:

„Es wird schon wieder, spätestens, wenn die Gegenwart vorbei ist.“

In unserem Fall wird sich Deine Affirmation zur Überzeugung entwickelt haben, wenn die Gegenwart vorbei ist. Wie wunderbar.


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