03.07.2023

Was tun, wenn Angehörige trinken?

Familien und Angehörige von Menschen mit Alkoholproblem leiden unter dem Problem ihrer Liebsten ebenfalls ungemein. Diese Hilflosigkeit, dieses Gefühl, nichts tun zu können, das stelle ich mir unheimlich schwer vor.

Vor kurzem habe ich mit Prof. Dr. Ulrich Kemper vom LWL Klinikum Gütersloh darüber gesprochen, wie Du Dich in solchen Situationen verhalten kannst. Viele der Fragen, die ich im Interview gestellt habe, haben mich per Mail oder über meine Social Media Kanäle erreicht. Eine dieser Fragen lautet: „Was kann ich als Angehörige:r tun, um Nüchternheit nach erfolgreicher Therapie zu unterstützen?“

Hier kommt ein Auszug aus Herrn Dr. Kempers Antwort darauf:

“Da ist erstmal am wichtigsten, dass man eine gute kommunikative Basis herstellt. Wir haben oft das Problem, dass sich gerade in langjährigen Suchtgeschichten so ein Kontrollmechanismus eingeschlichen hat. Dass also Männer denken, sie müssen ihre Frauen kontrollieren oder umgekehrt. Das wirkt sich schädlich auf die Beziehung aus, weil man das im Grunde genommmen nicht hinkriegen kann. Und dann ist natürlich die Gefahr, wenn der Partner oder die Partnerin sich auf den Weg in die Nüchternheit gemacht hat, dass man weiter um denjenigen rumschleicht wie so ein Wachhund. Ständig guckt, ist denn jetzt noch alles in Ordnung? Davon rate ich dringend ab.

Was tatsächlich sinnvoll ist, einfach mal den Angehörigen fragen: “Was würde dir denn helfen auf dem Weg, dass du abstinent bleiben kannst? Womit kann ich dich gut unterstützen? Ich möchte gerne an deiner Seite sein und an deiner Seite bleiben. Was hilft dir da?” Also miteinander im Gespräch zu bleiben, das ist ganz wichtig. Und dann gibt es da eine Menge Möglichkeiten, die man miteinander machen kann. Zum Beispiel, dass man sich wirklich als Paar mal hinsetzt und überlegt: Wo haben wir denn Lust drauf, was könnten wir denn gemeinsam tun? Und was unterstützt den Partner auch? Die Fahrt an die Mosel wäre dann wahrscheinlich nicht so das Richtige. 😉 Daher ist das Wichtigste ist, glaube ich, miteinander im Gespräch zu bleiben und dieses Thema auch offen anzusprechen.”


Das ganze Interview kannst Du Dir hier anschauen. In der Videobeschreibung findest Du darüber hinaus Infos und Adressen, die sich speziell an Angehörige von Menschen mit einem Suchtproblem richten. Wenn Du Dich davon angesprochen fühlst, dann hoffe ich sehr, dass Du dadurch hilfreiche Denkanstöße und Handlungsimpulse bekommst. Danke, dass Du helfen möchtest und Dich informierst. <3


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