24.07.2023

Denise: „Alkohol kann man nicht schönreden“

Neulich haben mein Team und ich eine Mail von einer superstolzen Mutter bekommen. Im Anhang die Chemie-Hausarbeit ihrer Tochter Denise, Thema: „Die Auswirkungen von Trinkalhokol auf unser Gehirn und unsere Organe“. Denise geht in die zehnte Klasse und hat sich das Thema selbst ausgesucht. Sie schreibt in der Einleitung, dass Alkohol in ihrem Leben immer präsent und normal war. Dass sie sich erwachsen und zugehörig gefühlt hat, wenn ihr mal ein Schluck angeboten wurde. Deswegen hat sie nun für ihre Arbeit recherchiert, was Alkohol eigentlich im Körper bewirkt und ob das wirklich so ungefährlich ist.

Ich finde das so großartig, dass wir Denise gefragt haben, ob wir vielleicht einen Auszug ihrer Arbeit in unserem Newsletter veröffentlichen dürfen. Geht klar, schreibt sie. 🙂 Und weil uns – neben ihren Erklärungen über die chemischen Prozesse im Körper – besonders ihr Fazit beeindruckt hat, darfst Du das in leicht gekürzter Fassung nun auch lesen:


Denise

Alles in allem ist Alkohol ein Zellgift und allein der Name Gift weist daraufhin, dass der Körper davon vergiftet wird. Das kann also gar nicht schöngeredet werden. Und dennoch begegne ich häufig Menschen, die behaupten, Alkohol hätte zum Beispiel positive Auswirkungen auf das Herz. Unsinn! In meiner Generation ist Alkohol nicht wegzudenken. Vorglühen, trinken, bis man sich übergibt und am nächsten Tag darüber zu lachen ist bei „uns“ normal. Mich hat vieles schockiert, wie zum Beispiel, als ein Junge bei einer Party eine Alkoholvergiftung hatte und sich niemand Sorgen gemacht hat außer mir. Wir haben nicht einmal den Notarzt gerufen. Und warum? Weil dann die Party vorbei gewesen wäre. Also haben wir uns einfach um ihn gekümmert und ich war voller Angst, er würde sterben, denn so hat das gewirkt.

Was ich am Alkohol auch nicht mag ist, wenn Menschen, die mich im nüchternen Zustand ignorieren, sich plötzlich so verhalten, als wären wir beste Freunde. Das ist deprimierend. Bei Jugendlichen ist es sogar noch etwas schlimmer, sich die Kante zu geben, weil das Gehirn nicht vollständig ausgewachsen ist und sich schwer von den Schäden erholen kann. Wenn man „nein“ zu Alkohol sagt, wird man als langweilig oder Spießer bezeichnet und gehört nicht dazu. Ich denke, deswegen fangen viele Jugendliche auch damit an. Vor allem Jugendliche, die es schwer haben, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden, fühlen sich berauscht dazugehörig. Das ist die Falle.

Wenn man mal betrachtet, wie ein langjähriger Trinker aussieht, ist das Beweis genug, wie schlecht Alkohol für den Körper ist. Die Poren sind riesig, die Augen glasig, die Haut unrein und kaputt und allgemein sieht die Person fertig aus. Ich finde die Normalisierung von Alkohol und die Untätigkeit des Staats unmöglich. Es sollte Prävention durchgeführt werden und besser aufgeklärt werden. Warum der Staat nichts dagegen unternimmt? Der Staat verdient einiges an Geld mit Alkoholverkauf.

Ich persönlich würde mir wünschen, dass es normaler sein sollte, nicht zu trinken als zu trinken. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Alkohol nicht nur Auswirkungen auf den Konsumenten hat, sondern auch auf seine Mitmenschen. Und da Alkohol in Deutschland so normal ist, realisieren viele Menschen das Problem dahinter nicht, weil ja alle trinken. Schlussendlich kann man den Alkohol nicht verbieten, weil der Schwarzmarkt dann wachsen würde. Ich finde aber, man sollte Werbung für Alkohol verbieten, in den Schulen Kurse dazu machen und allgemein viel mehr aufklären. Denn eines ist klar, gesund ist es auf gar keinen Fall.


Nochmal zur Erinnerung: Dieser Text stammt von einer Zehntklässlerin. Mega, oder? Mich stimmt es echt hoffnungsvoll, dass es Jugendliche wie Denise gibt, die so reflektiert mit dem Thema Alkohol umgehen. Ich wäre in dem Alter nicht auf die Idee gekommen, eine Hausarbeit gegen Alkoholverherrlichung zu schreiben. Daumen hoch, liebe Denise. Mein ganzes Team steht hinter Dir und wünscht Dir eine gute Note. 🙂


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