fbpx

21.11.2022

Wo Geld und Alkohol fließen

In dieser Woche ist eine WDR-Doku zum Thema „Fußball und Bier: Wo Geld und Alkohol fließen“ erschienen. Darin kommen wenig überraschende und dennoch schockierende Zahlen vor. Zum Beispiel dazu, was für Auswirkungen es hat, dass Bierhersteller Sportvereine sponsern. Dass sie ihre Werbung auf Trikots und Werbebannern positionieren – und ihr Produkt praktischerweise auch noch direkt vor Ort ausschenken dürfen. In der Doku heißt es:

„Bereits 2013 untersuchte eine Studie die Auswirkungen von Vereinssport. Zehn Jahre lang wurden dafür mehr als 1.600 Jugendliche im Kreis Paderborn regelmäßig befragt. Das Ergebnis: ‚Am stärksten war das Trinkverhalten bei denjenigen männlichen und weiblichen Jugendlichen ausgeprägt, die in den Sportverein einstiegen.‘ Die Studie zeigte außerdem: Jugendliche, die mit dem Vereinssport aufhörten, tranken anschließend weniger.“

Wie gesagt: wenig überraschend, dennoch schockierend.

Die Doku spricht auch die Arbeit der ehemaligen Bundesdrogenbeauftragten Sabine Bätzing an. Sie wollte vor rund einem Jahrzehnt ein Alkoholwerbeverbot durchsetzen. Vergeblich. Denn sie scheiterte an der Macht der Alkohollobby. Aber was bedeutet das eigentlich? Was genau macht denn diese Lobby so mächtig und einflussreich? Wirklich verstanden, was Lobbyarbeit in diesem Zusammenhang bedeutet, habe ich vor einiger Zeit durch einen Zeit-Artikel, der damals zu dem Thema erschienen ist. Er ist wahnsinnig gut geschrieben und ich wollte ihn schon länger mal empfehlen. Du findest ihn hier.

Prof. Ulrich John von der Universität Greifswald kommt in der WDR-Doku auch zu Wort. Vor ein paar Monaten noch habe ich mit ihm telefoniert, im Zuge meiner Vorbereitung auf den Auftritt bei den 13 Fragen. Herr John forscht seit Jahrzehnten dazu, wie politische Maßnahmen den schädlichen Alkoholkonsum in der Bevölkerung eindämmen könnten. In der Doku sagt er:

„Wir werden da nur vorankommen, wenn wir gegen die Interessen der Alkoholproduzenten agieren. Ich glaube, das ist auch unmittelbar einleuchtend, weil ein Hersteller immer auf Gewinnmaximierung aus sein muss. Und Gewinnmaximierung verträgt sich in dem Fall nicht mit der Gesundheit der Gesamtbevölkerung.“ Dass sich trotz wissenschaftlicher Evidenz politisch dahingehend so gar nichts tut, kommentiert er so: „Das löst natürlich Gefühle der Hilflosigkeit aus, weil wir die Alkoholindustrie so extrem dominant vor uns haben in Deutschland, dass es ganz schwer ist, da eine adäquate Gegenkraft zu entwickeln.“

Leider hat er Recht. Aber weißt Du was? Was politisch (noch) nicht funktioniert, können wir ja auch selbst angehen. Indem wir uns informieren und anfangen zu verstehen, wie krass wir von dieser Lobby manipuliert werden. Indem wir uns bewusst machen, wie stark sie daran interessiert ist, dass wir viel und regelmäßig konsumieren. Und wie skrupellos sie das Leid in Kauf nimmt, das dadurch entsteht. Wir können etwas tun, indem wir alkoholfrei leben und zeigen, wie schön das sein kann.


Wenn Du nach dieser ganzen doch eher bedrückenden Berichterstattung noch etwas Schönes schauen möchtest, empfehle ich Dir mein aktuelles „Gesichter hinter der Sucht“-Video mit der wunderbaren Miri. Du findest es hier.


Was Dich auch interessieren könnte:

Wie bedenklich ist Dein Trinkverhalten?

Nach diesem kurzen Test kannst Du besser einschätzen, in welchem Bereich Du Dich mit Deinem Trinkverhalten bewegst.