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01.08.2022

Muss ich mich jetzt langweilen?

Betrunken konnte ich mich mit so ziemlich jedem Menschen auf diesem Planeten unterhalten. Solange ich ein Glas Wein vor mir stehen hatte, fand ich nahezu alles interessant. Mir war egal, wo ich war, wer neben mir saß und welche Sprache in mein Ohr drang, ich hörte zu und erzählte.

Heute weiß ich, dass es mir in solchen Situationen nicht um die Menschen ging. Ich wollte vor allem trinken. Ohne Wein hätten mich in den meisten dieser Situationen keine zehn Pferde gehalten.

Als ich nüchtern wurde, merkte ich dann, dass mich eigentlich viele Gespräche langweilen. Oft blieb ich, um nicht unhöflich zu sein. Lächelte, nickte und dachte im Kopf über irgendwas anderes nach – was viel unhöflicher ist, als zu gehen. Aber gut, ich habe wirklich viel gelernt in meinen sechs Jahren Abstinenz.

Dazu zählt zum einen, dass meine Grenze zu dem, was ich als langweilig empfinde, variiert. Wenn es mir gut geht, empfinde ich hin und wieder sogar Freude am Smalltalk. Wenn ich ein paar Tage gut geschlafen und ordentliche Pausen gemacht habe, wenn ich meinen Geist in Ruhe füttern konnte, viel Sport getrieben und Zeit am Klavier verbracht habe, beglücken mich auch die softeren Gespräche. Dann unterhalte ich mich tatsächlich auch mal ganz gern auf dem Spielplatz darüber, wann meine Kinder angefangen haben durchzuschlafen. Oder mit meinen Nachbarn über die neuesten Restaurants der Stadt.

Vor allem aber habe ich gelernt, dass dieses Gefühl von „bitte, Gespräch, hör niemals auf, du bist so gut!“ ohne Alkohol nicht auf ewig verloren ist. Es ist nur exklusiver, etwas schwieriger zu finden. Aber wenn es dann passiert, beglückt es mich 1000 Mal mehr als damals. Weil es so echt ist. Weil ich dann spüre, dass da gerade wirkliche Verbundenheit entsteht zwischen mir und der anderen Person. Ich fühle mich dann wirklich wohl. Will unbedingt hören, was der- oder diejenige zu sagen hat. Mir fällt dann zu allem etwas ein und ich denke nicht darüber nach, ob es dumm oder gefährlich sein könnte, was ich sage.

Ich liebe es, wenn so etwas entsteht. Ich LIEBE es. Und es entsteht in letzter Zeit recht häufig. So zum Beispiel vor einer Woche, bei einem Interview für den „Get Happy“-Podcast von Kathie Kleff. Schon als sie ungeschminkt mit hinreißendem Lächeln und Walle-Walle-Kleid ins Foyer von Antenne Bayern kam, mochte ich sie. Und schon nach zwei, drei Sätzen spürte ich, dass das eine dieser Begegnungen werden würde, die ich genieße. So war’s dann auch.

Einen Teil unseres Gesprächs haben wir aufgezeichnet, denn ich war ja zu Gast in ihrem Podcast. 😉 Wenn Du es Dir anhören möchtest, bitte hier entlang.

Heute ist auch meine neue Podcastfolge erschienen, in der ich Dir erzähle, wie ich nach vier Jahren Abstinenz zurück zu einem verschütteten Hobby fand. Und ab heute bin ich auch in der Sommerpause. Heißt: der Newsletter, Instagram und YouTube pausieren bis zum 1. September. Mein Team ist aber am Start, die OAmN-Onlinegruppe und die Programme laufen also weiter.

Ich umarme Dich, danke Dir für Dein Vertrauen und wünsche Dir einen schönen August. <3


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