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11.10.2021

Vítězslav: „Nicht mehr stromaufwärts paddeln“

Viele Menschen haben Vorurteile gegenüber einem nüchternen Leben – solange sie noch Alkohol trinken. Zum Beispiel: Es ist bestimmt langweilig, einsam, farblos und spießig. Es bedeutet bestimmt, dass ich permanent verzichten muss. Dass ich mich andauernd ausgeschlossen fühle. Auf Partys brauche ich dann gar nicht erst zu gehen. Und wie soll ich abends bloß entspannen?

Meine Programmteilnehmerinnen und Programmteilnehmer berichten allerdings was ganz anderes von ihrem Leben ohne Alkohol. Hier kommen ein paar Antworten auf die Frage:


Wie geht es Dir nüchtern?

Christina

Ich bin jetzt schon über ein Jahr nüchtern und vermisse den Alkohol überhaupt nicht. Ich habe sogar unser Schützenfest im kleinen Kreis super nüchtern gemeistert. Dieses Fest war 2020 mein Tiefpunkt. Seitdem habe ich keinen Tropfen mehr getrunken. Ich wundere mich manchmal selbst, wie selbstbewusst und stark ich geworden bin. Und diese Klarheit, dieses nüchterne, frühe Erwachen am Morgen! Das Verlangen, diese schreckliche Sucht ist weg. Ich bin soooo frei. Ich habe viel geweint im letzten Jahr und es fühlte sich so an, als ob ich meine Seele und meinen Körper reinigen würde. Ich freue mich auf mein neues nüchternes Leben – von morgens bis abends!

Petra

Jeden Morgen, wenn ich zur Arbeit fahre, ist es einfach total herrlich, dass ich einen klaren Kopf habe, das macht alles sooo viel einfacher! Klar bin ich auch geschafft von der Arbeit, aber ich habe keinerlei Verlangen, direkt in den nächsten Supermarkt zu fahren und mich mit Alkohol zu versorgen. Ich fahr nach Hause und mach ein Nickerchen, wenn ich’s brauche, und gut ist’s. Nein, ich vermisse nicht die morgendlichen Durchfälle, die Bauchschmerzen, die Panikattacken, das Herzrasen, das Erbrechen, die dicken Tränensäcke und die totale Appetitlosigkeit. Grauenhaft, unterirdisch. Nein, nichts davon fehlt mir. Das gelegentliche Bedauern über Situationen, die es so nicht mehr geben wird, ist nichts, gar nichts gegen den Gewinn, dass ich mich klarer, fitter, lebendiger fühle. Nicht immer glücklich – warum auch?-, aber lebendiger in jeder Hinsicht.

Vítězslav

Früher hat mich die Abstinenz ungeheure Mühe gekostet. Es war, als würde ich auf einem Ruderboot gegen eine Strömung paddeln, die mich immer wieder zurück zu einem Wehr zog, an dem ich jedes Mal kenterte. Es endete immer auf die gleiche Weise: Versprechen gegenüber meiner Frau, meinen Kindern, mir selbst, meinen Ärzten. Dann stromaufwärts paddeln und wieder am Wehr scheitern.

In verschiedenen Therapien habe ich verschiedene Paddel ausprobiert. Bei den AA versuchte ich, die Paddel einer höheren Macht zu überlassen. Nichts davon hat geholfen. Durch OAmN habe ich den inneren Motor gefunden, mit dem ich jetzt gegen den Strom fahren kann, ohne müde zu werden. Das war für mich eine echte Entdeckung! Jetzt kann ich meine Energie anderen Dingen widmen als dem anstrengenden und eigentlich nutzlosen Paddeln.

Nicole

Ich bin so euphorisch, dass es sich schon sektenmäßig anhört, aber ganz ehrlich und ernsthaft bin ich nach 40 Tagen ohne Alkohol ein neuer Mensch. Es gibt keinen Tag, keinen einzigen Moment, der MIT Alkohol schöner war, als dieses Gefühl, endlich nüchtern zu sein. Keine Partystimmung, keine Familienfeier, kein Kuss im leicht angetrunkenen Rausch, kein wohliges Kribbeln nach einem Sektchen auf einer Betriebsfeier, kein Abend mit Freunden bei ein, zwei (bis gefühlt 20) Gläsern Wein und schon gar kein Sex im Vollrausch.
Ich habe mich ganz, ganz ehrlich noch nie besser gefühlt. Wenn ich das schreibe, kommen mir schon wieder die Tränen.

So viele Gefühle haben mich regelrecht überschwemmt in den letzten Wochen. Und ich kann nur sagen, dass keine Therapie der Welt mir hätte helfen können, diese Gefühle aufzuarbeiten. Ich hätte sie nicht zugelassen. Vorgestern Abend kam mir aus heiterem Himmel der Gedanke „Boah, bin ich froh, dass ich nicht mehr trinken MUSS!“ Einfach so. Und genauso ist es. Ich bin frei! Endlich, endlich, endlich frei!


Apropos endlich: Mein Buch „Ohne Alkohol: Die beste Entscheidung meines Lebens“ ist letzte Woche erschienen. Oh Mann, ich hab das zwar schon ein paar Mal erzählt, aber ich freu mir immer noch ’nen Ast ab.

Ich würde mich riesig freuen, wenn Du’s liest. <3


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