29.07.2024

Wie ein Leben ohne Alkohol gelingen kann

Vorletzte Woche durfte ich einen Gastbeitrag für SPIEGEL.de verfassen. Es sollte darin vor allem um folgende Fragen gehen: Was braucht es, um nachhaltig vom Alkohol wegzukommen? Welche Rolle spielen dabei Alkoholwerbung, Politik und Wissenschaft?

Hey, voll mein Thema. 😉 Ich habe mich echt sehr über die Gelegenheit gefreut, der SPIEGEL-Leserschaft meine Sicht der Dinge zu schildern. Davon zu erzählen, dass Du nicht erst am Boden liegen musst, um aufzuhören. Von der warmen, schönen Seite der Abstinenz zu berichten und nicht vom trockenen Alkoholiker, der sein Leben lang verzichtet. Hier sind die die ersten Absätze des Artikels:


So gelingt ein Leben ohne Alkohol

Die einen werden nicht ernst genommen, weil sie noch nicht am Boden liegen, die anderen hören vom täglich drohenden Rückfall. Beides ist Unsinn. Warum es sich immer lohnt, mit dem Trinken aufzuhören. Und wie es dauerhaft klappen kann.

von Nathalie Stüben

In den letzten Monaten meiner Alkoholzeit habe ich alle drei bis vier Tage bis zum Blackout getrunken. Morgens wachte ich auf mit handtellergroßen Hämatomen, nackten Fremden neben mir und stechendem Kopfschmerz. Wenig später saß ich bei der Arbeit und tat so, als sei nichts. Ich lebte noch, aber eigentlich existierte ich vor mich hin. Mein letzter Rest Energie floss in meinen Job und darein, meinen Alkoholkonsum zu planen, ihn auszuführen, mich davon zu erholen und die Verwüstung zu vertuschen, die ich in Absturznächten anrichtete. Zu der Zeit war mir bereits klar, dass ich mit dem Trinken aufhören muss. Drei Dinge hielten mich davon ab: Die Überzeugung, dass ohne Alkohol alles sinnlos und langweilig ist. Die Scham, ein Leben voller Privilegien in den Sand gesetzt zu haben. Und die Angst davor, mit dem Begriff „Alkoholikerin“ gekennzeichnet zu sein. Ein Wort, das für mich offiziell zu machen schien: Dann bin ich raus aus dieser Gesellschaft, zu der ich doch so gern gehören möchte.

Heute lebe ich fast auf den Tag genau acht Jahre nüchtern, keine dieser Befürchtungen hat sich bewahrheitet. Das Wort „Alkoholikerin“ kommt in meiner Selbstbeschreibung nicht vor. Am Anfang lag das daran, dass ich merkte, wie sehr mir eine warme, motivierende Sprache dabei hilft, das mit dem abstinenten Leben anzugehen. Mittlerweile halte ich den Alkoholiker-Begriff auch deshalb für irreführend, weil er suggeriert, es gäbe Menschen, die das mit dem Trinken hinbekommen, und eine kleine Minderheit, die das halt leider nicht schafft. Diese Sichtweise gilt in der Wissenschaft schon lange als widerlegt.


Den ganzen Artikel kannst Du hier lesen, wenn Du ein SPIEGEL+-Abonnement oder ein Probeabo hast.

Zum Thema Langzeitabstinenz und meinen Erkenntnissen aus acht Jahren Nüchternheit habe ich vor einer Woche auch ein Video auf meinem YouTube-Kanal veröffentlicht. Wenn Du das noch nicht kennst: Du findest es hier.


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